Die Idylle gilt allgemein als eine historische Gattung, die sich seit dem 19. Jahrhundert in variable Formen des Idyllischen ausdifferenzierte und spätestens seit dem 20. Jahrhundert unter Trivialitätsverdacht steht. Als vermeintlich kitschige Vision einer heilen Welt wurde allenfalls ihre Adaption unter ironischen oder anti-idyllisch gebrochenen Vorzeichen noch akzeptiert. Der Band zeigt im Blick auf Texte der Gegenwartsliteratur und andere mediale Formate wie Filme, TV-Serien, Videospiele und Lifestyle-Magazine, dass dies zu kurz greift. Auch in der Gegenwart stellt die Idylle ausgesprochen produktive Muster bereit, die an Problemstellungen des ausgehenden 20. und des 21. Jahrhunderts anknüpfen und sie in spezifischer Brechung reflektieren.
Jan Gerstner / Christian Riedel (Hgg.)
Idyllen in Literatur und Medien der Gegenwart
Philologie und Kulturgeschichte Band 6
2018
ISBN 978-3-8498-1279-9
202 Seiten
kartoniert
Jan Gerstner, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich neuere und neueste deutsche Literaturwissenschaft und Literaturtheorie an der Universität Bremen, studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft und Philosophie in Saarbrücken, Mainz und Bologna. Forschungsschwerpunkte: Arbeit und Muße/Müßiggang in der Literatur, Theorie der Idylle, Intermedialität, Postkolonialismus und Interkulturalität. Promotion 2011 mit Das andere Gedächtnis. Fotografie als Gedächtnismedium in der Literatur des 20. Jahrhunderts. Bielefeld 2013
Christian Riedel, bis 2006 Magisterstudium der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft und der Deutschen Philologie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Von 2009 bis 2017 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Germanistik der Europa-Universität Flensburg. 2015 Promotion über Peter Kurzeck, die 2017 unter dem Titel Peter Kurzecks Erzählkosmos. Idylle – Romantik – Blues erschienen ist. Seit 2017 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Arbeitsstelle Uwe Johnson-Werkausgabe der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften an der Universität Rostock.
Leseprobe: 9783849812799.pdf
Die Beiträge des Sammelbandes zeigen verschiedene Konstituenten der Idylle auf. Besonders die Funktion als Gegenbild und die ausgestellte Künstlichkeit scheinen [...] in zeitgenössischen Darstellungsformen elementar zu sein. Die reflektierte Übernahme und Weiterentwicklung idyllischer Topoi durch zeitgenössische SchriftstellerInnen und die Bedeutung des in seiner Modernitätsverweigerung subversiven idyllischen Subjekts legen die literaturwissenschaftlichen Aufsätze überzeugend dar.
Clara Fischer in „Weimarer Beiträge“ (2/2019)
All of the first six chapters focus on single authors [...] Overall this is a dense and mostly engaging collection for specialists on these authors and those who are interested in how the idyll continues to appear in a miscellany of text forms.
Beret Norman in „Gegenwartsliteratur“ (Band 18; Jahrbuch 2019)
Philologie und Kulturgeschichte Band 6