»Als ich 1963 im Goetheinstitut in Brüssel Jean Améry kennenlernte, wußte ich nicht, wer er war. Aber mein Interesse war vom ersten Wort an, das er sagte, geweckt. Er erzählte, daß er nun endlich seine Erfahrungen im KZ, in der Folter der SS, aber auch mit der zögernden Rückwendung zum Nachkriegsdeutschland artikulieren wollte, daß er sich Klarheit über die unmögliche Rolle verschaffen wollte, die er als Jude und als Deutscher zu spielen hatte. Wir verabredeten eine erste Sendung in dem Programm, das ich in Stuttgart verwaltete, über die ›Begegnung des Intellektuellen mit Auschwitz‹. Der Essay, von Améry selber gesprochen, wurde am 19.10.1964 gesendet und mit spontaner Anteilnahme aufgenommen. Heute, rückblickend, rücklesend, scheint mir, als sei bereits in diesem ersten Versuch im Keim alles das enthalten, was dann Améry in den folgenden Jahren, bis heute, geschrieben hat.« Helmut Heißenbüttel
Helmut Heißenbüttel
Jean Amérys gedenkend
Hg. und mit einem Nachwort von Thomas Combrink
AISTHESIS Denkräume
2017
ISBN 978-3-8498-1201-0
104 Seiten
kartoniert
Helmut Heißenbüttel, 1921-1996, war experimenteller Autor, Rezensent, Essayist und Rundfunkredakteur.
Jean Améry, 1912-1978, war Essayist und Erzähler.
Thomas Combrink, geboren 1976, Literaturwissenschaftler, veröffentlicht zur deutschsprachigen Literatur nach 1945.
[...] Jean Amérys gedenkend ist das wichtige Dokument einer intellektuellen Freundschaft zwischen wesensverwandten und doch im Ausdruck so unterschiedlichen Schriftstellern.
Christoph Zeller in „Germanistik“ (2017, Heft 1-2)
AISTHESIS Denkräume
Moser, Christian; Moesker, Eric; Umlauf, Joachim (Hgg.): Friedrich Schiller und die Niederlande
29,80 €
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