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Aufklärung ist das Zeitalter der Vernunftgläubigkeit und es dauert – allen Unkenrufen zum Trotz – bis heute an. Gern übersehen wird allerdings, dass die Aufklärung ihr eigenes Ziel voraussetzt: die Vernunft. Der Ursprung dieses obersten intellektuellen Vermögens lässt sich nur durch einen Zirkelschluß begründen: Vernunft ist sich selbst Ursache und Wirkung. Lösen lässt sich der blinde Fleck in der Selbstbegründung der Vernunft mit einem Sprung in die Ästhetik. Hier hat die Vernunft zwar kein Gebiet, ist aber dennoch präsent. Erst in der dritten großen Kritik, der Kritik der Urteilskraft, schafft Kant einen Rahmen für das Begründungsparadox der Vernunft und damit: die Basis für Logik und Ethik.
Ästhetische Erkenntnis liefert jedoch nicht nur einen Schlüssel für das Verständnis von Vernunft. Sie trägt vielmehr auch den Kern ihrer Destruktion in sich. Diese Doppelbewegung von Erfindung und Apokalypse der ästhetischen Vernunft wird in der vorliegenden Arbeit paradigmatisch aufgezeigt an zwei Prototexten der Literaturtheorie: an Kleists Essay Über das Marionettentheater und an Nietzsches philosophischem Roman Also sprach Zarathustra. In der genauen Interpretation dieser beiden erratischen Werke gelingt es, grundlegende Theoreme als Eckpfeiler für eine – noch ausstehende – postmoderne Ästhetiktheorie zu etablieren. In breve kann so Aufklärung definiert werden als Auftrag und Zumutung, Nietzsche mit Kant und Kant mit Nietzsche zu lesen.
Oder: Wo Ästhetik ist, soll Ethik werden.
Maximilian Giuseppe Burkhart
Erfindung und Apokalypse der ästhetischen Vernunft
Prolegomena zu einer postmodernen Ästhetiktheorie
Schrift und Bild in Bewegung, Bd. 12,
hg. von Bernd Scheffer und Oliver Jahraus
2005
ISBN 978-3-89528-493-9
371 Seiten
kartoniert
Maximilian Giuseppe Burkhart, Jahrgang 1970, studierte in München und Pisa Germanistik, Komparatistik und Italianistik. Er arbeitet als DAAD-Lektor für Germanistik an der philosophischen Universität in Nitra (Slowakei) und als Wissenschaftsjournalist. Wissenschaftliche Veröffentlichungen zu Literatur-, Rhetorik- und Ästhetiktheorie sowie zu Kleist, Nietzsche, Kafka und Peter Weiss.
Schrift und Bild in Bewegung
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