(Bezieht sich auf die textidentische gebundene Ausgabe):
Der nun vorliegende Band mit autobiographischen Texten von 1910 bis 1971 und mit Gesprächen und Briefen nach 1956 ist bestens geeignet, diesen grossen, umstrittenen und wegweisenden Philosophen neu zu entdecken und mit ihm „die wechselvolle und schmerzhafte Geschichte“ der Linken im 20. Jahrhundert.
Sabine Neubert in „Neues Deutschland“ (04.06.2005)
Vollständig zu lesen unter: http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=72848&IDC=4&DB=O2P
Eine beeindruckende Jahrhundertbiografie, und zwar von ganz weit hinten linksaussen – die gerade in ihren Irrtümern und Fehlern, ihren Idiosynkrasien studiert werden muss.
In „Kölner StadtRevue“ H. 1, 2006
[...] Lukács hat wie kaum ein anderer Philosoph die politischen wie denkerischen Stürme des zwanzigsten Jahrhunderts beobachtet und zugleich abgebildet. [...] Bleiben wird auf jeden Fall die Erkenntnis, dass man um L. nicht herumkommen wird, wenn man sich mit den geistigen Strömungen des zwanzigsten Jhdts. beschäftigt. Wiederholt hatte der greise L. darauf verwiesen, dass sich das originäre marxistische Denken als kritisch-materialistischers Verfahren erst noch entwickeln müsste. Es wird sich erweisen, ob seine Anhänger zu Recht davon überzeugt sind, dass gerade die Vielstimmigkeit seines Werks Weiterführendes birgt.
Volker Strebel in „Theologie und Philosophie“ (Heft 1/2007)
[...] Ein Lob gilt Detlev Kopp und Michael Vogt vom kleinen, aber rührigen Aisthesis-Verlag, die sich nicht scheuen, eine so umfangreiche und in dieser Zeit schwer zu kalkulierende Ausgabe wie die der Lukács-Werkausgabe zu übernehmen. Sollte die Zeit ein Ende finden, in der selbst ein Lukács praktisch vom philosophischen Büchermarkt verschwunden war? Kann der politisch, theoretisch und/ oder literarisch interessierte Leser damit rechnen, dass in den besser sortierten Buchläden es wieder möglich sein wird, neben Heidegger und Cassirer, Adorno und Leo Löwenthal auch umstandslos auf den Klassiker des westlichen Marxismus zurückgreifen zu können? [...]
Rüdiger Dannemann in „Freitag“ (23.09.2005)
Der ganze Artikel: http://www.freitag.de/2005/38/05381501.php
Lukács gehört zu den wirkmächtigsten Marxisten des 20. Jahrhunderts, in dessen Leben und Werk sich Aufstieg und Fall, Glanz und Elend des Marxismus bündeln. Die im Bd. versammelten autobiographischen Texte (1910-1971), Gespräche (u.a. mit Leo Kofler, Wolfgang Abendroth u. Hans Heinz Holz) und zwei Briefe (zum Stalinismus und zur Budapester Schule) verdeutlichen, wie Lukács sein Leben selbst verstand, nämlich als gelebtes Denken: Er tat, was er dachte und durchdachte mit nahezu kirchenväterlicher Radikalität, was aus seinen Handlungen folgte, bereit auch die Konsequenzen von Denken und Handeln zu tragen. Die frühen autobiographischen Dokumente zeigen aber auch, wie verfehlt die Annahme wäre, Lukács sei über Nacht vom Saulus zum Paulus geworden. Vielmehr ging er in nahezu shakespearschemethodischen Marxisten. […] Politisch wichtig, wenn auch umstritten, ist Lukács’ Verhältnis zum Stalinismus, das dem Verdacht unterliegt, er habe sich, insbesondere mit der Zerstörung der Vernunft (1953), dem stalinistischen Zeitgeist angepasst (482). Werkgeschichtlich ist dies mit seinem Buch zum jungen Hegel (1938) leicht zu widerlegen; biographisch belegbar ist, wie Lukács einen Partisanenkampf für seine philosophischen und politischen Reformideen führte, in deren Mittelpunkt das Projekt einer Demokratisierung stand (vgl. Hedeler W., »›Gestehen Sie Ihre Spionagetätigkeit!‹ Georg Lukács in der Lubjanka«, in: DZPhil, 2000, 3, 521ff). Die Hg. rücken dieses Konzept an die gorbatschowschen Reformen heran (481), die sich so in den lukácsschen Ansätzen von 1968 spiegeln lassen.
Volker Caysa in „Das Argument“ (298/2012)
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