Schücking, Levin Ludwig: Selbstbildnis und dichterisches Schaffen
Artikel-Nr.: 978-3-89528-690-2

Die Familie Schücking ist heute in erster Linie wegen des Schriftstellers und Droste-Vertrauten Levin Schücking (1814-1883) bekannt. Aus seiner vielfach mit Westfalen in Beziehung stehenden Familie sind aber weitere bedeutende Persönlichkeiten hervorgegangen, darunter der Jurist und Politiker Walther Schücking (1875-1935) und der Husumer Bürgermeister Lothar Engelbert Schücking (1873-1943). Mit der vorliegenden Publikation rückt mit Levin Ludwig Schücking (1878-1964) ein weiterer Enkel des bekannten Vorfahren in den Blickpunkt, der sich vor allem als Wissenschaftler, daneben aber auch als Literat einen Namen gemacht hat.
Der in Burgsteinfurt geborene und in Münster und Sassenberg aufgewachsene Levin Ludwig Schücking war im Berufsleben Professor für Englische Philologie an den Universitäten Jena, Breslau und Leipzig sowie nach 1945 in Erlangen und München. Der ausgewiesene Shakespeare-Spezialist wirkte prägend für sein Fach v.a. mit der Profilierung eines literatursoziologischen Ansatzes und erwarb darüber hinaus weite Anerkennung als „der letzte dt. Anglist, der in allen Sparten seiner Disziplin Bemerkenswertes geleistet hat“ (Killy-Literaturlexikon). Über seine berufliche Entwicklung sowie über seine weitverzweigten privaten Beziehungen, die er u.a. zu Börries von Münchhausen und Lulu von Strauss und Torney unterhielt, gibt sein „Lebensbild“ Aufschluss, das hier aus seinem Nachlass erstmals publiziert wird. Darin konturiert sich auch der Schriftsteller Levin Ludwig Schücking, der vor allem vor und während seiner ersten Berufsjahre eine Vielzahl von Gedichten und Balladen veröffentlichte, die in Qualität und Anspruch weit über das hinaus reichen, was die zeittypische Gebrauchslyrik junger Akademiker in dieser Zeit ausmachte.
Mit dem vorliegenden Band wird durch die Erstedition der bisher unbekannten Lebenserinnerungen Levin Ludwig Schückings und den vollständigen Neudruck seiner dichterischen Werke der literaturwissenschaftlichen und institutions- und wissenschaftsgeschichtlichen Forschung umfangreiches, z.T. zuvor unzugängliches Quellenmaterial zur Verfügung gestellt.
Daten |
Levin Ludwig Schücking Selbstbildnis und dichterisches Schaffen Aus dem Nachlass herausgegeben und kommentiert von Ulf Morgenstern Veröffentlichungen der Literaturkommission für Westfalen Band 29 Reihe Texte Band 11 2008 ISBN 978-3-89528-690-2 419 Seiten 25 Abbildungen kartoniert |
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Inhalt |
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Autoreninfo |
Ulf Morgenstern M.A., Jahrgang 1978, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte am Historischen Seminar der Universität Leipzig und promoviert zur Geschichte der liberalen Gelehrtenfamilie Schücking. |
Lese-/Hörprobe |
Leseprobe: 9783895286902.pdf |
Aus der Kritik |
[...] Nun liegt ein autobiographisches Selbstbildnis vor, das erst kürzlich aus den Archiven gehievt wurde dank dem unermüdlichen Eifer des jungen Wissenschaftshistorikers Ulf Morgenstern. [...] Sein Selbstbildnis verfasste er [Schücking] gleich nach dem Krieg in Bayern, wohin er sich aus Leipzig als Emeritus zurückgezogen hatte. Es gibt einen faszinierenden Einblick nicht nur in die Seele eines Wissenschaftlers, sondern auch in den politisch-kulturellen Geist von der Kaiserzeit bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. [...] Dass aus der Kaiserzeit ins Dritte Reich ein gerader Weg führte, war Schücking völlig klar: Der Deutsche war Untertan, es fehlten ihm Zivilcourage und eine Tradition der Bürgerrechte. Die Nationalsozialisten vertraten ein „Jagdhundideal“, das die Herzen verhärtete und in der Verherrlichung von Inhumanität endete, so lautete das Fazit des enttäuschten Gelehrten. Die Universitäten hatten sich zudem in einen Kasernenhof verwandelt. [...] So liest sich diese Autobiographie auch als Abgesang auf eine nicht mehr vorhandene deutsche Universität. |
Reihe |
Veröffentlichungen der Literaturkommission für Westfalen Band 29 Reihe Texte Band 11 |