Jede Lebensäusserung kommt einer (Selbst-)Inszenierung gleich; zumal öffentlich geschieht sie nie ohne Absicht. Insofern meint die „Selbstinszenierung“ bestimmter Medienfiguren eine Binsenweisheit. Zu diesen Medienfiguren zählen, sofern sie sich nicht völlig zurückziehen, auch die Schriftsteller. Gerade bei ihnen hat die Inszenierung in Form von Interviews, Lesungen, Debattenbeiträgen, Podiumsauftritten und Verlagsmarketing Folgen für ihre Arbeit, nämlich die „Erweiterung des Textbegriffs auf kulturell variable und medial bedingte Voraussetzungen sowie eine Erweiterung des Rezeptionshorizonts von Literatur“. Mit anderen Worten: Der Text ist nicht mehr nur der Text. Das wirklichkeitsreine Werk gab es nie; aber dass man in die Beurteilung von Literatur Faktoren mit einzubeziehen hat, die gewissermassen nicht im Text selber stehen, ist eine Tendenz, die an Bedeutung eher noch zunimmt und die Sicht auf Autor und Werk immer stärker prägt. Um „Schriftsteller-Inszenierungen“ ging es auf einer Mülheimer Tagung (F.A.Z. vom 25. Oktober 2006), jetzt ist der Band dazu erschienen mit lesenswerten, anregenden Vorträgen, die ein ganz guter Kompass sind im aufgeregten Literaturbetrieb. Eine These: „Nichts ist widerlicher als eine sogenannte Dichterlesung.“
edo. in „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (11.02.2008, Nr. 35, S. 32)
[...] Der vorliegende Band unternimmt [eine] diachrone Zusammenschau in Bezug auf die Rolle der Schriftstellerfigur und ihre Inszenierungen. Die 16 Beiträge des Bandes greifen ganz unterschiedliche Themen und vor allem Autorenfiguren auf und gehen dabei zum Teil äusserst originell zu Werke.
Evelyne Polt-Heinzl in „www.literaturhaus.at“ (25.08.08)
Vollständig zu lesen in der Rubrik „Fachbuch“ unter http://www.literaturhaus.at/buch
[...] die Herausgeber sehen zu Recht in den Avantgardebewegungen um 1900 bis 1920 ein stürmisches Vordrängen der auktorialen Selbstinszenierung mit aktionistischen Akzenten, wodurch das „performative Fundament der Autorshaft“ (8) entschieden forciert wird.
Wolfgang Emmerich „Monatshefte“ (3, 2009)
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