[...] Das Jahrbuch will nicht nur an Lukács erinnern, sondern ihn auch für die gegenwärtige Debatte fruchtbar machen. Mehrere Beiträge behandeln den praxisphilosophischen Strang der Lukács'schen Philosophie. Allerdings kommen die freiheitsbeschränkenden Implikationen dieses Ansatzes nicht zur Sprache. Es wäre ein belebender Faktor und den Pluralismus befördernder Kontrast, wenn in künftigen Jahrbüchern auch Lukács-kritische Stimmen zu Wort kämen. Auch für diejenigen, die nicht unbedingt das Interesse an einer philosophischen Inspiration „linker“ Politik verfolgen, ist die Lektüre dieses Bandes interessant. Das Jahrbuch motiviert, sich den einen oder anderen Lukács-Text nochmals vorzunehmen oder auch in der Autobiographie „Gelebtes Denken“ wieder zu lesen, auch um zu verstehen, warum sich Lukács für den politisch orthodoxen Weg entschied und was dies mit seiner Philosophie zu tun hat.
Wolfgang Hellmich in „Philosophisches Jahrbuch“ (I/2020)
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