[...] Hendrike Witt ist eine gute Bibelkennerin und zugleich eine scharf beobachtende Literaturwissenschaftlerin. Letzteres zeigt sich, wenn sie die Theorie der Intertextualität heranzieht und Schmidts Bibelerwähnungen sorgfältig kategorisiert, und vor allem dort, wo sie mit ihren Bibelstellen-Nachweisen die poetische Kraft Schmidts demonstriert: Dieser lässt im Leviathan den Weltenschöpfer zum Hitlerjungen sagen: „Du bist mein lieber Sohn …“ – kann man das Kaputtsein der Welt eindrucksvoller ausdrücken? Dieter Stündel hat in seinem bekannten Register zu Zettels Traum (1974) viele Bibelstellen aufgezeigt, Heinrich Fischer hat in Band 23 der Reihe Zettelkasten (2004) Schmidts letztes Werk Julia diesbezüglich durchleuchtet, mit Arno Schmidt und die Heilige Schrift liegt eine gelungene Weiterführung der Bibelstellen-Studien über Schmidts wichtigste Frühwerke vor.
Martin Lowsky in „literaturkritik.de“ (2/2019)
Zur vollständigen Rezension: https://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=25306
Kenntnisreich, präzise, aber leider nicht ganz vollständig: Das ist der ambivalente Eindruck, den Hendrike Witts Studie »Arno Schmidt und die Heilige Schrift« hinterlässt. Ein besonderes Verdienst dieser Abhandlung liegt zweifelsfrei in ihrem konzentrierten ersten Kapitel, das als nützliche Vorarbeit auch künftigen Untersuchungen zugutekommen wird. Die Verfasserin hat sich die einschlägige Forschungsliteratur gründlich angeeignet und in knappen, leicht verständlichen Resümees auf den Punkt gebracht. [...]
Alexis Eideneier in „Bargfelder Bote“ (433-434, März 2019)
Die in dieser Diss. (Univ. Hannover, 2017) behandelte Thematik der Bibel- und Religionsbezüge durchzieht das Gesamtwerk von Schmidt, ist aber bislang keineswegs umfassender aufgearbeitet worden. Dazu einen Beitrag zu leisten, versucht die Verf. konzentriert auf exemplarische Prosatexte bis "Kaff auch Mare Crisium", nach Massgabe zweier Leitthesen: S. nutze die Bibel »als Material« für seine Werke und als Zitatenfundus »gegen das Christentum« (13). Die Verifikation der nicht unbedingt neuen Thesen erbringt [...] durch eine im Vordergrund stehende subtile Analyse der Bibelzitate und ihrer unmittelbaren Kontexte gleichwohl nicht wenige differenzierende oder präzisierende Einzelerkenntnisse. Erkenntnisgewinn erwächst ferner einem Vergleich der literarischen Verarbeitung des Religionsthemas bei S. und Böll.
Wolfgang Albrecht in „Germanistik“ 59 (2018), H. 3-4
[...] W[itt] schliesst mit ihrer umsichtigen Studie eine Lücke in der Sekundärliteratur, die bislang eher Einzelstudien zu Schmidts Umgang mit der Bibel im Spätwerk angeboten hat. Sie wirft aber auch Fragen auf, die zu weiterer Diskussion reizen. Ob Schmidt denn nun Atheist gewesen sei oder doch nicht, bedarf genauerer Begriffe von Atheismus, Pantheismus sowie „Gnosis“ (vgl. die recht pauschale Passage auf 125), sodann aber auch der erzähltheoretischen Klärung, was seinen Texten an relevanter Argumentation entnommen werden kann. [...]
P. Hofmann in „Theologie und Philosophie“ (Heft 1/2020)
|