Artikel-Nr.: 978-3-8498-1122-8
Analogiespiele – das beschreibt in zweifacher Hinsicht das Dramenwerk von Peter Hacks. Zum einen treibt der Autor weitgehende (Denk-)Spiele mit historischen, politischen und ästhetischen Analogien. Zum anderen gehen aus einer am Metaphorischen orientierten Dramenproduktion auch Schau-Spiele hervor, in denen durch Analogiebildungen Bedeutung generiert wird. Auf beiden Ebenen kommen Klassik und Romantik als Traditionsbezüge, ästhetische Paradigmen und politische Positionsbestimmungen zum Einsatz. Dies bildet die strukturelle Grundlage der vorliegenden Studie, die Hacks’ Werkentwicklung von 1960 bis 2002 anhand ausgewählter Stücke in ihrer Verflechtung mit kulturpolitischen und theoretischen Debatten nachvollzieht.
Daten |
Bernadette Grubner Analogiespiele Klassik und Romantik in den Dramen von Peter Hacks 2016 ISBN 978-3-8498-1122-8 425 Seiten kartoniert |
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Inhalt |
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Autoreninfo |
Bernadette Grubner studierte Komparatistik, Französisch und Germanistik in Wien, Paris, Berlin und Connecticut (USA) und wurde 2015 an der Freien Universität Berlin promoviert. Seit 2012 arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Deutsche und Niederländische Philologie der FU Berlin. |
Lese-/Hörprobe |
Leseprobe: 9783849811228.pdf |
Aus der Kritik |
[Bernadette Grubner] kommt [...] auch bei bereits oft interpretierten Werken wie „Der Frieden“ von 1962 zu neuen Ergebnissen - in diesem Fall über eine detaillierte und stets auf den Inhalt bezogene Analyse der Versmaße, die Hacks benutzt. Wer meinte, dass es sich beim Versmetrum um eine politisch unwichtige Spielerei handele, ist nach der Lektüre dieses Kapitels eines Besseren belehrt. Andere Kapitel zu selten untersuchten Dramen wie „Rosie träumt“ von 1974 oder „Der Maler des Königs“ von 1991 können als Pionierarbeit gelten. [...] Ein besonderes Merkmal ihres Buchs ist, dass all dies nicht als Beleg für Gelehrsamkeit angehäuft wird. Vielmehr schärft der Vergleich mit den Vorlagen stets den Blick für das Besondere von Hacks' Inhalten. Dazu trägt auch eine klare, sachorientierte Sprache bei; nur selten findet man eine Dissertation, die zu lesen so viel Freude bereitet. [...] Bernadette Grubner, die Hacks’ Ästhetik zu Recht nicht allein auf ihren politischen Gehalt reduzieren möchte, meistert in ihrer Dissertation fast alle [oben] genannten Hürden auf souveräne Weise. [...] Da sie neben Hacks’ klassischen Stücken auch die Nachwendestücke in ihre Analyse einbezieht, schließt sie nicht nur eine Forschungslücke, sondern macht auch eine Kontinuität im Zeitraum von über vierzig Jahren hacksscher Dramenproduktion erfahrbar. [...] Da Grubner ihre Werkmonografie bereits mit einer überzeugenden, intensiven Lektüre der klassischen Stücke hat beginnen lassen, macht sie die poetologischen Veränderungen innerhalb der Nachwendestücke besonders sinnfällig. Für eine noch zu schreibende hackssche Gesamtpoetologie, die die brechtschen nicht weniger als die klassischen und nachklassischen Stücken enthält, hat Grubner den letzten nötigen Baustein bereitgestellt, vor allem weil Hacks zu seinen Nachwendestücken selber keine ästhetischen Reflexionen mehr veröffentlichte. [...] [M]it Grubners Dissertation [liegt] ein mit großer Akribie erarbeitetes, materialreiches Grundlagenwerk der Hacks- und ein vorbildlicher Beitrag zur DDR-Literaturforschung vor[...], der die Lücke zu früheren Hacks-Werkmonografien kompetent schließt und beweist, dass Peter Hacks ein viel zu vielschichtiger Dichter war, um ihm mit einer einfachen Identifikation oder Verdammung beizukommen. Es bleibt zu wünschen, dass Grubners Dissertation eine für die Hacks- Forschung katalysierende Wirkung haben und letztere weiter an Fahrt aufnehmen wird. [...] Bernadette Grubner hat mit „Analogiespiele“ eine herausragende Dissertation veröffentlicht, von der die Forschung, wenn sie denn will, noch lange zehren wird. [...] Grubners Stärke [...] liegt in der Interpretation der einzelnen Dramen und der theoretischen Abstimmung der herausgebrachten Ergebnisse aufeinander, was eine gut organisierte intellektuelle Arbeit an Material und Begriff verrät. [...] Desgleichen ist ihre Sprache zu loben. Die Autorin kann schreiben. [...] Methodologisch lässt sich zudem rühmen, dass Grubner sich für das klassische Geschirr der Philologie entschieden hat. [Bernadette Grubner verfolgt das] Konzept der sozialistischen Klassik durch das Gesamtwerk von Hacks hindurch minutiös [...]. Sie erschließt damit auch das bislang noch wenig beachtete Spätwerk. […] Grubner rekonstruiert die Entwicklung des Konzepts und seine Einbettung im literarhistorischen und politischen Kontext. Die Einzelanalysen sind einlässlich, detailliert und überzeugend. […] Mit dieser Arbeit liegt eine Studie vor, die das zentrale ästhetische Postulat der Dichtungen von Peter Hacks detailliert aufgearbeitet hat und als Grundlagenarbeit mit Gewinn zu benutzen ist. Wie sehr [Peter Hacks'] Überlegungen mit den zeitgenössischen Daten verflochten sind und wie sehr sie auf seine Dramenproduktion zurückwirken, hat Bernadette Grubner in ihrer gelungenen und sehr lesenswerten Arbeit detailliert ausgeführt. Ihre werkmonographische Darstellung hat das Potential, ihrerseits ein Klassiker der Hacks-Forschung zu werden.
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