Artikel-Nr.: 978-3-8498-1326-0
Der erste Prosaband in der kritischen und kommentierten Gesamtausgabe der Werke und Briefe Georg Herweghs umfaßt 142 Texte, die zwischen 1837 und 1848 veröffentlicht wurden, sowie den Prosa-Nachlaß mit sechs Texten – unter anderem mit zwei Schülerarbeiten Herweghs aus der Zeit am Evangelischen theologischen Seminar in Maulbronn von 1833 und 1835. Den Kern dieses Bandes bildet dabei zu zwei Dritteln die Literaturkritik Herweghs in den Zeitschriften und Zeitungen „Europa“, „Deutsche Volkshalle“, „Telegraph für Deutschland“ und „Die Waage“. Diese Artikel wurden zum größten Teil bereits 1971 unter dem Titel „Georg Herwegh. Frühe Publizistik 1837-1841“ von Ingrid Pepperle, Agnes Ziegengeist und Johanna Rosenberg unter der Leitung von Bruno Kaiser ediert und kommentiert. Diese Ausgabe bildet somit den Grundstock für den nun erscheinenden Band, der aber unter anderem durch die politische Publizistik Herweghs eine bedeutende Erweiterung erfährt. Ein Schwerpunkt liegt hierbei auf dem Engagement Herweghs in der Auseinandersetzung zwischen Demokraten und Konservativen in Zürich vor den Wahlen des Großen Rates 1842. Als Gegenspieler des bekannten Staatsrechtlers und Politikers Johann Caspar Bluntschli sorgte Herwegh mit seinen Artikeln in der Augsburger „Allgemeinen Zeitung“ deutschlandweit für Aufmerksamkeit. Denn am Ende ging es hier nicht um ein kommunalpolitisches Ereignis, sondern um eine Positionsbestimmung der sich immer stärker differenzierenden politischen Strömungen jener Zeit in Europa. Des Weiteren versammelt der Band erstmals chronologisch alle Adressen, Manifeste und Proklamationen, die Herwegh als Präsident der „Deutschen demokratischen Gesellschaft“ und der „Deutschen demokratischen Legion“ in den unruhigen März- und Apriltagen 1848 verfasste bzw. mitverfasste. Einen dritten Komplex bilden die Artikel, die Herwegh Arnold Ruge für die Berliner Zeitung „Die Reform“ aus Paris zusandte und die ein sehr detailliertes Bild von der krisengeschüttelten französischen Hauptstadt zwischen der Juniinsurrektion und der Wahl Louis Napoléons zum Präsidenten im Dezember 1848 vermitteln. Alle Texte werden nach dem Erstdruck gegeben und bei Vorlage weiterer zeitgenössischer Drucke mit Lesarten und Varianten versehen. Der Kommentar erhellt inhaltliche Bezüge, historische und biographische Sachverhalte und weist das Bildungsgut der Zeit nach. Ein Namenregister ermöglicht einen schnellen Zugriff auf Personen und gibt somit zusätzlich Orientierung. Mit dem dritten Band der Gesamtausgabe findet die Edition der Werke und Briefe Georg Herweghs ihren Abschluss.
Daten |
Georg Herwegh Prosa 1833-1848 Bearbeitet von Hendrik Stein Band 3 der Werke und Briefe Kritische und kommentierte Gesamtausgabe 2019 ISBN 978-3-8498-1326-0 640 Seiten Leinen |
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Inhalt | |
Autoreninfo |
Ingrid Pepperle, Dr. phil., ist die maßgebliche Herwegh-Forscherin der letzten Jahrzehnte. Sie lebt als Literaturwissenschaftlerin in Berlin. Infos zu Georg Herwegh und seinen Werken finden Sie hier: |
Lese-/Hörprobe | |
Aus der Kritik |
Es ist das große Verdienst der Germanistin Ingrid Pepperle und ihrer Mitarbeiter, dass sie in jahrzehntelanger Kleinarbeit [...] eine sechsbändige historisch-kritische Herwegh-Ausgabe ediert haben. Die Veröffentlichung wurde 2005 begonnen, jetzt wurde sie mit dem dritten und letzten Band abgeschlossen: Entdecken kann man in ihm auch einen vorzüglichen, für sein Alter erstaunlich urteilssicheren Literaturkritiker und einen brillanten Essayisten [...]. Herwegh wieder zu lesen, ist ein Gewinn. Kosmopolitische Xenien des klug vorausschauenden Europäers und Weltbürgers wie "Die Rassenfrage gehört in die Gestüte, nicht in die Geschichte" oder "Liberté, Egalité, Fraternité. Die Negation von Gott, König, Vaterland" treffen auch heute wieder zu. Dieser Lebensleistung der Herausgeberin Ingrid Pepperle gilt ebenso ein großes Chapeau wie ihren langjährigen Mitarbeitern Heinz Pepperle und Hendrik Stein sowie nicht zuletzt dem Bielefelder Aisthesis-Verlag. [...] Inzwischen ist der letzte, der dritte Band erschienen: Herweghs Prosaschriften von 1833 bis 1848. Wer ihn zur Hand nimmt, muss sich nolens volens vor dessen Bearbeiter Hendrik Stein tief verneigen. Er hat Großes geleistet, bezogen namentlich auf die damit verbundene wissenschaftliche Kärrnerarbeit, ohne die ein solches Werk unmöglich zu vollenden war. Zwar konnte er auf Vorarbeiten von Bruno Kaiser, Agnes Ziegengeist, Ingrid Pepperle, Johanna Rosenberg und anderen aus der Forschungsstelle Herwegh-Ausgabe an der Akademie der Wissenschaften der DDR zurückgreifen, aber es gab aus politischen Gründen immer noch Lücken. [...] Der dritte Band beinhaltet 148 Texte aus Herweghs Feder. Nicht selten ist man von dem Geschriebenen überrascht, weil es in nicht wenigen Punkten sehr gegenwärtig ist. Dazu gehören etwa Herweghs Bemerkungen zu »Dichter und Staat«, wo es heißt: »Je größer das Misstrauen der Regierungen gegen die Literatur wurde, desto mehr erstarkte die Letztere. Die Literatur ist jetzt die zweite Macht im Staate.« [...] [...] In fünfundzwanzig Jahren schaffte [Ingrid Pepperle] es mit ihrem Ehemann Heinz Pepperle und einem kleinen Team von Mitarbeitern (Volker Giel, Norbert Rothe und Hendrik Stein), einen ganzen literarisch-historischen Kosmos zwischen 1832 und 1875 in sechs opulenten Bänden auszubreiten. In diesem Zusammenhang sei auch der Bielefelder Aisthesis-Verlag dankend erwähnt, der diese Ausgabe jahrzehntelang mit großem Engagement betreut hat und dem Publikum seiner Bedeutung angemessen präsentiert. [...] Hendrik Stein ist es überzeugend gelungen, die Vielzahl kleiner Texte mit viel Übersicht und Fingerspitzengefühl chronologisch anzuordnen. Bei der Textkonstitution wird jeweils das Prinzip der ›frühen Hand‹ angewendet, die Edition folgt also prinzipiell dem Erstdruck. Der Apparat bietet zu jedem Text wie bereits gewohnt ausführlich die Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte. In der textkritischen Abteilung »Lesarten/Varianten« werden, wenn Handschriften, Abschriften oder weitere zeitgenössische Drucke vorliegen, Lesarten und Varianten zu den jeweiligen Erstdrucken mitgeteilt. Der Erläuterungsteil bietet kluge Einblicke in die politischen, sozialen und kulturellen Entwicklungen der 1830er und 1840er Jahre, die Herwegh in seinen Artikeln und Aufsätzen analysiert und die er dem Leser in journalgerechter Form präsentiert. Inhaltliche Zusammenhänge werden kenntnisreich erschlossen, und Stein gelingt es, unprätentiös das ganze Spektrum an intertextuellen Verflechtungen aufzuschlüsseln. Das abschließende ausgezeichnete Personenregister soll hier nicht unerwähnt bleiben. Nach wie vor sind nur zu wenigen Autorinnen und Autoren des Vormärz kritische Editionen des Gesamtwerks erschienen. Die nun vollendete »Kritische und kommentierte Gesamtausgabe der Werke und Briefe« Georg Herweghs stellt der Herwegh-Forschung eine zuverlässige Ausgabe zur Verfügung, und es bleibt zu hoffen, dass dies den Weg ebnet zu einer neuen und nicht nur wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Werk eines der großen Demokraten des 19. Jahrhunderts. Mit dem nun vorliegenden, von Hendrik Stein edierten Band, der alle bis 1848 veröffentlichten Prosatexte und Arbeiten aus dem Nachlass umfasst, hat die von Ingrid Pepperle herausgegebene, kritische und kommentierte Gesamtausgabe der Werke und Briefe Georg Herweghs ihren Abschluss gefunden. Der Bearbeiter hat 148 Texte »nach dem Erstdruck diplomatisch getreu wiedergegeben« (V) und mit einem kritischen Apparat, Sacherläuterungen und einem Namenregister wissenschaftlich aufbereitet. [...] Der Band ist vom Verlag ansprechend und sorgfältig gestaltet. Einen Überblick über die gesamte Edition, deren Mitarbeiter und den Schriftsteller selbst erhält man auf der von Hendrik Stein gestalteten Internetplattform (http://www.georgherwegh-edition.de/2.html). |
Reihe |
Georg Herwegh: Werke und Briefe. Band 3 |