Die Vielschichtigkeit des Phänomens, das nach einer Konvention Liebe genannt wird, zeigt sich in den vorliegenden Interpretationen zu Texten von Petrarca bis Simone de Beauvoir.
Das Liebesparadox als existentielles Problem: Die menschliche Liebesfähigkeit hält, konfrontiert mit Raum und Zeit - im Gegensatz zur Ewigkeit der göttlichen Liebe -, der Nähe nicht stand und hat im Fall der unerwiderten Liebe keine Chance, sich zu bewähren.
Der Literatur wirft man vor, daß sie mit Vorliebe die unerwiderte Liebe beschreibt, so wie schon in Miltons Paradise Lost der attraktive Part Satan, Luzifer, dem Bösen zufällt.
Die hier vorgelegten Interpretationen beschränken sich nicht auf die Paradoxie der Liebe zwischen den Geschlechtern, die Unmöglichkeit der Annäherung (Petrarca) und der Verschmelzung im Wir sind eins (S. de Beauvoir), sie enthalten auch Beispiele der ungelösten ödipalen Situation wie die Liebe zwischen Tochter und Vater (G. Sand) und Sohn und Mutter (Ch. Baudelaire). Die Kapitel zu den Verbrechen der Liebe von D.A.F. de Sade zeigen die Protagonisten im Double-bind von materiell-körperlichem und seelisch-spirituellem Begehren.