»Wenn er den Anzug anhatte, musste er achtgeben, dass er mit der Welt nicht zu sehr in Berührung kam« – bereits als Kommunionkind fängt sich Robert Benrath den Kleider-Tick ein, der ihn von anderen in seinem Alter unterscheidet und zunehmend in Miseren und teils tragikomische Verwicklungen führt. Sohn eines Handwerkers, kämpft er in der muffigen Atmosphäre einer Kleinstadt in den 60er Jahren gegen ihm aufgezwungene Anzüge; der 18monatige Wehrdienst bringt ihn in Konflikt mit Uniformen; an der Uni, wo er in den Verkleidungen der Jugend- und Protestbewegung versucht, seine Vorstellungen von Freiheit zu verwirklichen und erotische Sehnsüchte zu stillen, gerät er in den Streit der linken Gruppen.
»… genaue Beobachtung, sensible Personengestaltung und eine Handlungsführung, die zu keiner Zeit den Faden verliert: In Fadenschein benennt er [der Autor] gesellschaftspolitische Positionen, drängt sich aber nicht auf. Er verzichtet auf alles Plakative und Anheischige, beschreibt statt zu interpretieren. … Entstanden ist ein Text mit vielen starken Szenen, in denen – neben allen grauen Welten und Jammertälern – auch der Humor nicht zu kurz kommt. Er gewährt Einblicke in eine Zeit, die, so naiv ihre Gedankenwelt auch gewesen sein mag, unsere Gegenwart mitgeprägt hat.« (Walter Gödden, Nachwort)