Der Text ist kurz, aber voller interessanter Beobachtungen. In seinen letzten Lebensjahren soll Georg Lukács gelacht haben, wenn seine Schülerinnen und Schüler widersprachen und marxistische Positionen in Frage stellten. […] Auch die rund 150-seitigen autobiographischen Gespräche lohnen die (Wieder-)Lektüre. Sie erzählen von der Vergangenheit, von Hoffnungen und Kämpfen, von taktischen Erwägungen und Begegnungen. […] Die Gespräche sind ernüchternd, weil sie kaum Anknüpfungspunkte für eine freiheitliche Transformation des Marxismus bieten. Sie sind als historisches Zeugnis eines Zeitzeugen bedeutsam, von der heutigen globalisierten, nicht mehr in Blöcke aufgeteilten Welt, in der ein parteilich organisierter Marxismus kaum mehr eine Rolle spielt, sind sie jedoch weit entfernt, von den Problemen, die diese Welt beschäftigen, ganz zu schweigen. Die Gespräche zeigen, wie unabhängige Philosophie, wie Wissenschaft bei Vorliegen politischer Interessen und auf der Grundlage einer „wissenschaftlich“ genannten Weltanschauung nur schwer möglich ist.
Wolfgang Hellmich in „Philosophisches Jahrbuch 128. Jahrgang / II (2021)“
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