Im Zuge aktueller Diskussionen über die Beziehungen von Begehren und Schreiben sowie über ästhetische Grenzüberschreitungen richtet sich die Aufmerksamkeit auf Texte, die nicht den herkömmlichen Mustern realistischen, linearen und kohärenten Darstellens folgen und die häufig die Grenzen der Schrift selbst überschreiten – hin zum Visuellen oder hin zum Phonetischen. Bestimmte Texte der Art Brut, der Avantgarde und der Mystik rücken im Kontext einer „postmodernen“ Ästhetik ins Zentrum der Beobachtung, wobei Beziehungen zwischen diesen Bereichen aufgezeigt werden, ohne Unterschiede zu leugnen. Diese „halluzinatorisch“ genannten Texte berichten von radikal anderen Wirklichkeiten, sie sind in einer geheimnisvollen „anderen“ Sprache geschrieben. Ausgehend von der nicht aufzulösenden Grundparadoxie, über das Unaussprechliche sprechen zu müssen, werden im Sinne einer rezeptionsorientierten Literaturwissenschaft Möglichkeiten der „körperlichen“ Erfahrung halluzinatorischer Texte erörtert. Dabei geht es auch darum, selbst für das Fachpublikum unbekannte literarische Texte einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen.