Karl Gutzkow als Schriftsteller und politischer Pädagoge – das ist unter Literaturhistorikern eine noch unbekannte Größe. Diese Arbeit schließt eine Forschungslücke und erweist sich als interdisziplinäres Unternehmen, von der auch die Pädagogik als Wissenschaft profitiert. Sie entdeckt Gutzkow als kritischen Pädagogen und Pestalozzianer, der im übrigen – entgegen der bisherigen Ansicht – einer der wenigen deutschen Schriftsteller ist, die nach der gescheiterten Revolution 1848/49 ihren ursprünglich liberalen Gedankengut treu geblieben sind. Dabei zeigt sich Gutzkow als profunder Kenner der bürgerlichen Pädagogik, ihrer Theorie wie ihrer Praxis. Die erzieherischen Ideen der beiden Aufklärer Basedow und Pestalozzi wie auch die Wirkungsgeschichte dieser Ideen sind in seinen Romanen Blasedow und seine Söhne (1838) und Die Söhne Pestalozzis (1870) nachgezeichnet und werden von ihm kritisch hinterfragt. Die Analyse der Zeitgenossen (1837) macht den Essayisten Gutzkow zum Kommentator seines Romanschaffens und zeigt, inwiefern Gutzkow Pädagogik und Politik miteinander verbindet. Aber auch die Kaspar-Hauser-Rezeption kommt in dieser Arbeit zur Sprache, da Gutzkow den geheimnisumwitterten Kaspar Hauser zum Mittelpunkt seines späten Romans Die Söhne Pestalozzis erhebt. Heinrich Laube hat übrigens Gutzkows Befähigung für Pädagogik früh erkannt: „Wenn ferner von Mitteln und Wegen die Rede sein soll“, bemerkt er 1839 über Gutzkows Schriftstellerei, „dann sei vor Allem die Pädagogik in Vordergrund gestellt, zu der alle kritischen Talente sich gewendet haben. […] Gutzkow ist im seltenen Glücke seiner Schrift, wenn er das pädagogische Interesse berührt, und in all seinen Büchern ist es die sichtbare oder unsichtbare Lebensader.“