Moses Mendelssohns Jerusalem ist eines der wichtigsten Dokumente der deutschen sowie der jüdischen Geschichte. Jetzt legt David Martyn eine genaue und lesbare Edition des Textes in der vom Autor intendierten Gestalt vor. Präzise ediert, hervorragend annotiert, wird diese vorbildliche Ausgabe in Zukunft als Standardedition Verwendung finden.
Sander L. Gilman
Die bisher zuverlässigste Edition zweier grundlegender Texte der deutschen und der jüdischen Aufklärung.
Julius H. Schoeps
Moses Mendelssohns Jerusalem-Schrift (1783) gehörte lange zu den vergessenen Texten der deutschen Aufklärung. Erst in den letzten 20 Jahren hat sie das verstärkte Interesse der Forschung gefunden, zunächst freilich ausschließlich unter emanzipations- und minderheitengeschichtlichen Gesichtspunkten. Dabei hat der Berliner Aufklärer in diesem Spätwerk ein hochinnovatives Votum zur Menschenrechtsfrage und ihren Aporien vorgelegt und zugleich eine Funktionsgeschichte pluralistischer Gesellschaften skizziert; nicht zuletzt findet sich hier seine zentrale Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Geschichtsphilosophie. Der Bedeutung des Textes trägt die sorgfältige Edition D. Martyns Rechnung. Bislang war der Interessierte auf den 8. Bd. der Jubiläumsausgabe (Stuttgart-Bad Cannstatt, 1983) angewiesen, wo A. Altmann den Text mit einem fundierten und die Traditionslinien der Schrift lückenlos nachweisenden Kommentar sekundiert hatte, auf den auch Martyns Erläuterungen aufbauen. Im Entscheidenden jedoch, dem Text, ist Martyns Edition der Jubiläumsausgabe deutlich überlegen. Diese ist nämlich philologisch von zweifelhafter Qualität: Eigentümlichkeiten des Deutschen im 18. Jh. wurden stillschweigend oder ohne zwingenden Grund korrigiert, zahlreiche Fehler, Verdreher und sinnentstellende Wortänderungen (»Rechtssprüche« > »Rechtsgründe«) haben sich eingeschlichen, während manch naheliegende Emendation unterblieb. Schwerer wiegt jedoch, daß die Struktur des gedruckten Originaltextes oft nicht berücksichtigt wurde. Von M. vorgesehene Leerzeilen etwa sind generell weggefallen, sehr viele Hervorhebungen kommentarlos gestrichen und dafür durch im Textzeugen nicht nachweisbare Hervorhebungen ersetzt worden. Auch die von M. als Lesersteuerung gedachte Einrückung vor seinem großen Exkurs über die Zwangsrechte von Kirche und Staat ist in der Ausg. Altmanns nicht kenntlich gemacht. So kommt D. Martyn das nicht geringe Verdienst zu, ein Hauptwerk der europäischen Aufklärung endlich unverstellt ediert zu haben, und zwar in einer attraktiven und dabei erschwinglichen Ausg., die ein kluges, die neuere Forschung resümierendes Nachwort abrundet.
Cord-Friedrich Berghahn in „Germanistik“, Heft 1/2 2002
This new edition of Mendelssohn’s texts from 1782 and 1783 is most welcome for three priniple reasons: the importance for cultural and philosophical history of the texts that are being made available here in an affordable format; the significant differences between this edition and the best one otherwise available on a relatively broad basis (i.e. in university librariers – the Jubiläumsausgabe); and finally the informative usefulness and interpretive perspicacity of Martyn’s „Afterword“.
Jeffrey S. Librett in „The German Quarterly“ (Summer 2003)
Exzellente Edition des religiös-politischen Hauptwerks von Mendelssohn, die zahlreiche Errata der Jubiläumsausgabe verbessert, den Text ausführlich kommentiert und ein sehr gelungenes, anspruchsvolles Nachwort bietet. Zugleich eine preisgünstige Ausgabe, die in keiner (studentischen) Bibliothek zum 18. Jahrhundert fehlen sollte.
Cord-Friedrich Berghahn in „text + kritik-Sonderband: Moses Mendelssohn“
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