Die Studien dieses Bandes behandeln die Auseinandersetzung von Schriftstellern und Intellektuellen mit verschiedenen politischen Systemen, darunter dem ‚Dritten Reich‘ der Nationalsozialisten, der Sowjetunion, dem geteilten und dem wiedervereinigten Deutschland sowie den Vereinigten Staaten von Amerika. Dabei konzentriert sich mein Interesse am Wechselspiel zwischen der Literatur des 20. Jahrhunderts und ihrem soziopolitischen Kontext vor allem auf die Versuche der Staatsapparate, die Spielräume der Autoren zu beschränken und Treuegelöbnisse dieser oder jener Art von ihnen zu fordern. Diese Strategie äußert sich in der Verfolgung linksorientierter Schriftsteller durch die Nazi-Bürokratie, in der Überwachung exilierter deutscher Intellektueller durch das FBI, in den Einschränkungen und Zwängen, denen Autoren von Seiten sozialistischer Staatsapparate ausgesetzt waren, und in dem kulturellen Zwiespalt zwischen Europa und den Vereinigten Staaten, der nach dem 11. September 2001 immer sichtbarer geworden ist. Die Versuche moderner Staaten, die Intellektuellen zu kontrollieren, haben ihre Spuren in einer Vielzahl von amtlichen Aktenbeständen und Pressearchiven gefunden. Während die allgemeinen Umrisse dieses Prozesses bekannt sind, habe ich mich um einen genaueren Blick auf diese Mechanismen der Kontrolle, Einschränkung und Verfolgung und besonders auch auf die konkrete Arbeitsweise, also auf das operative Geschäft der staatlichen Institutionen bemüht.
Alexander Stephan
Überwacht. Ausgebürgert. Exiliert.
Schriftsteller und der Staat
2007
ISBN 978-3-89528-634-6
432 Seiten
gebunden
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Alexander Stephan ist Professor of German, Ohio Eminent Scholar und Senior Fellow des Mershon Center for International Security Studies der Ohio State University. Buchpublikationen im Umfeld der vorliegenden Essaysammlung: Die deutsche Exilliteratur, 1979; Anna Seghers im Exil, 1993; Im Visier des FBI, 1995, (Tb. Berlin 1998, engl. 2000); Anna Seghers: ‚Das siebte Kreuz‘, 1997; als Herausgeber: Schreiben im Exil, 1985; Exil. Literatur und die Künste nach 1933, 1990; ‚Rot=Braun‘? Brecht Dialog 2000 (mit Therese Hörnigk), 2000; Exile and Otherness, 2005; Americanization and Anti-Americanism, 2005; Das Amerika der Autoren (mit Jochen Vogt), 2006; America on my mind (mit Jochen Vogt), 2006; The Americanization of Europe, 2006. Fernsehbeiträge in Deutschland und den USA; ARD-Fernsehfilm: Im Visier des FBI. Deutsche Autoren im US-Exil, 1995.
Als Studie über die Überschneidungen zwischen Kultur, insbesondere Literatur, und Politik ist das Buch eine Bereicherung. Stephan […] widerlegt all diejenigen, die behaupten (und fordern), dass Kunst unpolitisch ist.
Stefanie Hartmann in „literaturkritik.de“
[...] Die Summe einer jahrzehntelangen Beschäftigung mit der deutschsprachigen Exilliteratur seit 1933 ist erkennbar an der durch Archivquellen, besonders aus den USA, gestützten, interdisziplinär ausgerichteten Würdigung des Exils, und zwar weniger als Folge von Vertreibung denn als Teil einer weltweiten politischen Kontrolle des öffentlichen Lebens, von welcher der exilierte Autor auch in seinem Asylland noch betroffen ist. [...]
Konrad Feilchenfeldt in „Germanistik“ (Heft 1-2/2008)
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