Anna Seghers' Werke aus den 50er und 60er Jahren wurden sowohl in der DDR als auch in der Bundesrepublik fast ausschließlich unter politischen Gesichtspunkten interpretiert. Unter den Bedingungen in der DDR war eine kritische Urteilsbildung über ihre Werke erheblich erschwert. Im Westen wurde die Rezeption weitgehend von Feindseligkeit und Ignoranz bestimmt.
Die vorliegende Studie verfolgt die Absicht, diese politische Voreingenommenheit durch eine kritische Diskussion abzulösen. Die gesellschaftlichen Veränderungen der jüngsten Vergangenheit machen es unumgänglich, die Epoche der deutschen Literaturgeschichte, zu deren exponierten Repräsentanten Anna Seghers zweifellos zählt, mit veränderten Fragestellungen neu zu untersuchen. Besonders gilt dies für die DDR-Literatur der 50er und 60er Jahre, die Kritiker (damals wie heute) immer wieder als bloße Propagandaliteratur diskreditieren.
Andreas Schrade
Entwurf einer ungeteilten Gesellschaft
Anna Seghers' Weg zum Roman nach 1945
1994
ISBN 3-925670-89-0
167 Seiten
kartoniert
Andreas Schrade, geb. 1951, studierte Germanistik in Leipzig. Nach dem Studium Verlagslektor, dann Aspirant und Assistent an der Leipziger Universität. Von 1985 bis 1991 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Akademie der Künste der DDR in Berlin. Veröffentlichungen vor allem zur DDR-Literatur; zuletzt ist erschienen: Anna Seghers (Sammlung Metzler), Stuttgart/Weimar 1993. Seit 1991 Sprachlehrer und freier Journalist.