Der zweite Band der Reihe Dichter für das „Dritte Reich“ stellt in kompakten bio-bibliografischen Skizzen weitere neun Autoren vor, die zentrale Ideologeme des Nationalsozialismus mit ihren literarischen Mitteln an den Leser brachten. Ob als ausgesprochene Partei- oder Propagandaschriftsteller, als am klassischen Vorbild orientierte Tragödiendichter, ob als soldatisch ausgerichtete Kriegsdichter oder als Romanciers, die konventionelle Sujets (Liebe, Historie) bedienten – bei aller Unterschiedlichkeit des ästhetischen Anspruchs und Gehalts und trotz mancher Kritik in Einzelfragen: Sie alle dienten willentlich auf der Grundlage der völkisch-rassistischen Weltanschauung dem Regime. Und dies noch oft über dessen Ende hinaus, indem sie sich – teilweise mit erheblichem Engagement – der antikommunistischen und nationalistischen Szene in der westdeutschen Bundesrepublik anschlossen, mitunter gar zu Leitfiguren dieses Milieus avancierten.
Mit dem anhaltenden Wirken literarischer Gesellschaften in Deutschland und Österreich, die sich dem Andenken und der Pflege völkischer Dichter und ihrer Schriften widmen, befasst sich der diesen Band abschließende Essay. Er zeigt das Fortleben gefeierter Dichter des „Dritten Reiches“ bis in die Gegenwart. An den Beispielen der Miegel-, der Kolbenheyer- und der Blunck-Gesellschaft wird deutlich, dass es den Vereinen gelungen ist, die öffentliche Wahrnehmung jener Autoren in ihrem dubiosen Sinne wesentlich zu beeinflussen.
Rolf Düsterberg (Hg.)
Dichter für das »Dritte Reich«
Band 2
Biografische Studien zum Verhältnis von Literatur und Ideologie
9 Autorenporträts
und ein Essay über literarische Gesellschaften zur Förderung des Werkes völkischer Dichter
2011
ISBN 978-3-89528-855-5
356 Seiten
kartoniert
Rolf Düsterberg, geb. 1956 in Rheine, studierte Pädagogik, Soziologie und Kath. Theologie (Dipl.-Pädagoge) sowie Literatur- und Musikwissenschaften (M.A.), promovierte in Neuer deutscher Literatur (1988) sowie in Neuester Geschichte (2005) und habilitierte sich in Literaturwissenschaft (1999). Er ist außerplanmäßiger Professor und Hochschullehrer für germanistische Literaturwissenschaft an der Universität Osnabrück.
Leseprobe: 9783895288555.pdf
Der Umgang mit SchriftstellerInnen, die überzeugte Nationalsozialisten waren und das „Dritte Reich“ und dessen rassistische Weltanschauung mit ihren Werken untermauerten, ist überaus problematisch. Einerseits sollen diese AutorInnen für eine zeitgenössische Leserschaft nicht wiederbelebt werden, andererseits ist es die Aufgabe einer kritischen Germanistik, sich gerade auch mit diesen Vertretern der NS-Zeit zu befassen und ihre Schriften daraufhin zu untersuchen, ob und inwieweit sie rassistisches und antisemitisches Gedankengut enthalten. Zwar soll keineswegs die Aufmerksamkeit auf längst vergessene Nazi-Dichter gelenkt, aber andererseits soll auch das Schrifttum der NS-Diktatur nicht einfach kommentarlos übergangen werden. Denn dann besteht die Gefahr, dass man dieses Feld allein rechtsextremen Apologeten oder gar Neonazis überlässt. Rolf Düsterberg, Professor für germanistische Literaturwissenschaft an der Universität Osnabrück, hat 2009 zusammen mit seinen Studenten zehn Autorenporträts von „Dichtern für das Dritte Reich“ vorgelegt, dem er nun einen zweiten Band folgen ließ, welcher neun Autorenporträts „und ein Essay über literarische Gesellschaften zur Förderung des Werkes völkischer Dichter“ enthält. [...] Rolf Düsterberg hat zusammen mit seinen ehemaligen Studenten einen weiteren Band vorgelegt, der notwendige Grundlagenforschung betreibt. Er enthält nützliche Hinweise und Anregungen zur weiteren Nachforschung. Es ist zu wünschen, dass es bald aufbauend auf diese „biografischen Studien“ tiefer gehendere Untersuchungen der Werke dieser Nazi-Autoren geben wird. Denn es besteht nach wie vor die Notwendigkeit, diese soziologisch und psychologisch zu interpretieren und vor allem ihre Wirkungsmechanismen zu analysieren.
Erhard Jöst in „literaturkritik.de“ (Februar 2012)
Zur vollständigen Rezension: http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=16328
Zu[r] […] sozial- und mentalitätsgeschichtlichen Erforschung des Dritten Reiches und seiner Literatur […] haben der Herausgeber der beiden Sammelbände und die beteiligten Nachwuchsforscher einen beachtlichen Teil beigetragen.
Sascha Kiefer in „Informationsmittel (IFB) : digitales Rezensionsorgan für Bibliothek und Wissenschaft“
Die vollständige Besprechung von Band 2: http://ifb.bsz-bw.de/bsz357840496rez-1.pdf