Obwohl Glück zu den zentralen Motiven gehört, deren Auslotung zum Verständnis Kafkas unerlässlich ist - um eine These Walter Benjamins zu verallgemeinern -, ist es bis dato noch nie substantiell zum Thema einer Interpretation Kafkas gemacht worden. Dabei ist der Komplex Kafka (Benjamin) vor allem auch ein Komplex des Glücks. Als ein Autist des Glücks allerdings macht Kafka Glück verzweifelt ironisch virulent durch sein paradox wirkendes Gegenteil: Unglück. Kafkas [Glücks-]Diskurs ist also immer schon [Un-]Glücks-Diskurs. Und vermutlich enthält Kafkas negative Dialektik des Schreibens die unwiderstehlichste ,Anleitung zum Unglücklichsein‘, die die [Welt-]Literatur kennt.
Volker Steffen
Kafkas [Un-]Glück
Zur negativen Dialektik des Schreibens
AISTHESIS Essay Bd. 32
2010
ISBN 978-3-89528-780-0
107 Seiten
kartoniert
Volker Steffen, Dr. phil., geb. 1968 in Berlin, studierte nach einem einem kurzen prägenden Intermezzo an der Pariser Sorbonne Komparatistik und Philosophie an der Freien Universität Berlin. Dissertation: Phantome. Zu einer Theorie der Sentimentalität (Berlin 2005). [Fotografisch-]Poetischer ,Blue Print‘: haut & körper (Berlin 1999/2002). Er lebt, schreibt und fotografiert in Berlin. Aktuelle Arbeiten: Unfähigkeit zu vergessen. Über das sentimentale Prinzip der Erinnerung und Magisches Medium. Eine Theorie der Fotografie.
Leseprobe: 9783895287800.pdf
[...] Steffen's research is thorough; in this slim volume he discusses the major interpreters of Kafka, demonstrating how they skirt the issue of the theme of happiness without ever really discussing it in depth. […] Ultimately, this essay poses the question, not is Kafka or are his characters happy or unhappy, but rather can happiness and unhappiness be useful topics today in discussing literature. Are Goethe's characters happy, and if not, so what? Perhaps it is the case that, to paraphrase Tolstoy, unhappy characters are all unhappy in their own individual ways, but the reader will have to decide for herself whether we need a heavy philosophical template to speak of this.
Ruth V. Gross in „Journal of Austrian Studies“ (45:1-2/2012)
AISTHESIS Essay Bd. 32