Eckart Kleßmann wurde am 17. März 1933 im lippischen Lemgo geboren. In diesem Buch erzählt er von seiner Kindheit, den ersten zwölf Lebensjahren, die genau in die Zeit des damals herrschenden Hitler-Regimes fielen. Das bedeutet: In diesem Buch geht es auch darum, in welchem Maße ein Kind von der Ideologie des Nationalsozialismus beeinflußt wurde. Das Kind erlebt die Aufmärsche der Partei, die Dominanz der allgegenwärtigen Hakenkreuzfahnen, aber es sieht auch die rauchenden Trümmer der Synagoge und die Menschen mit dem gelben Stern am Mantel. Doch dies ist nur der eine Aspekt der Darstellung. Der andere beschreibt das Aufwachsen in einer bürgerlichen Familie – der Vater war Chirurg und Chefarzt des Krankenhauses – mit drei Geschwistern, geprägt von einem christlich-konservativen Weltbild, in liebevoller Geborgenheit. Advent und Weihnachten, Kinderspiele, Ferienerlebnisse, Musikunterricht und Lektüre haben diese Kindheit geformt und ein Gegengewicht geschaffen zu den als bedrückend empfundenen Jahren der ersten Schulzeit, der Hitler-Jugend und des Krieges, wobei aber auch das Heitere und das Komische nicht fehlt. Mit dem Einmarsch der US-Army in Lemgo am 4. April 1945 endete für das Kind der Krieg. Ein halbes Jahr später beschlagnahmte die britische Militärregierung das Elternhaus. Diese Vertreibung im Oktober 1945 empfand der Erzähler als das Ende seiner Kindheit.
Nach dem Abitur machte Eckart Kleßmann eine Ausbildung zum Sortiments- und Verlagsbuchhändler in Stuttgart, war Verlagslektor und Redakteur in Hamburg (u.a. bei der ›Welt‹ und der ›Zeit‹) und ist seit 1977 selbständiger Schriftsteller. Seit 1995 lebt er in Mecklenburg. Er veröffentlichte u.a. sechs Gedichtbände, zwei Darstellungen der deutschen Romantik, sechs Bücher über das Zeitalter Napoleons, eine Geschichte Hamburgs und mehrere Biographien, darunter »E.T.A. Hoffmann oder Die Tiefe zwischen Stern und Erde« (1988), »Die Mendelssohns. Bilder aus einer deutschen Familie« (1990), »Christiane. Goethes Geliebte und Gefährtin« (1992), sowie die Lebensbilder von »Barthold Hinrich Brockes« (2003) und »Georg Philipp Telemann« (2004), Erzählungen und Essays. Für den Komponisten Dieter Einfeldt schrieb er den Text des Oratoriums »Gomorrha« (Uraufführung am 12. November 1987 in Hamburg).
Eckart Kleßmann erhielt 1989 den Hamburger Literaturpreis der Irmgard-Heilmann-Stiftung, war 1992 Ehrengast der Villa Massimo in Rom, bekam 1995 die Ehrengabe der Deutschen Schiller-Stiftung in Weimar und 1998 den Lion-Feuchtwanger-Preis der Berliner Akademie der Künste. Er ist Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz.
Eckart Kleßmann
Über dir Flügel gebreitet
Eine Kindheit 1933-1945
AISTHESIS argonautenpresse
2., durchgesehene Auflage
2008
ISBN 978-3-89528-665-0
262 Seiten
33 Abb.
kartoniert
Leseprobe: 9783895286650.pdf
Ein Mann erinnert sich – an eine schwarze Zeit deutscher Geschichte. Der Publizist Eckart Kleßmann, geboren 1933, hat das „Tausendjährige Reich“ in Lemgo erlebt. Anekdotenreich erzählt er in seinem jetzt erschienenen Buch seine „Kindheit 1933-1945“. [...] Wie sich mehr und mehr in den sich weitenden Horizont des Heranwachsenden die Nazi-Herrschaft schiebt, macht diese Erinnerungen zu einer lesenswerten und wertvollen Quelle des Alltagslebens im „Dritten Reich“. [...]
Manfred Strecker in „Neue Westfälische“ (17.04.07)
[...] Die Kindheitsbiographie des Schriftstellers und Publizisten Eckart Kleßmann stellt sowohl in ihrer Privatheit wie ihrer Historizität ein Monument des Aufwachsens in einer Zeit dar, deren Schatten bis in unsere Gegenwart nachwirken. [...] [Ein Buch], in dessen Vielfalt manch ein Zeitgenosse eigenes Erleben entdecken mag.
Walter Neumann in „Stuttgarter Zeitung“ (09.05.07)
[...] Kleßmanns klare, präzise, fein nuancierte Sprache schafft Genuss. Fazit: Exzellente Vereinigung von Individual- und Zeitgeschichte mit erhellenden Fotos.
Wolfgang Hädecke in „Sächsische Zeitung“ (19.07.2007)
[...] 1933 geboren, erlebte Eckart Kleßmann den Einmarsch der US-Armee 1945 [...] als das Ende seiner Kindheit. Die Jahre dazwischen hat der vielfach ausgezeichnete Schriftsteller und Publizist in seinen hier vorgelegten Erinnerungen in eindrucksvoller Weise geschildert. [...]
Jochen Grywatsch in „Westfalenspiegel“ (Juli 2007)
[...] Durch diese Buchseiten geht einer, der, sensibilisiert durchs frühe Lesen, die häusliche Geborgenheit ebenso wahrnimmt wie die ängstigenden Vorgänge draußen, jenseits der heimischen Wände. [...] Er erzählt das alles episodenreich, durchsetzt zuweilen mit den Kenntnissen und Erfahrungen des Erwachsenen, und mit warmer, ruhiger, angenehm leiser Stimme. Und schreibt dabei gleichzeitig seine Autobiographie als Leser. [...]
Klaus Bellin in „Lesart“ (Herbst 2007)
AISTHESIS argonautenpresse