Das Komische im Werk Thomas Bernhards ist eines der Themen, die in der Bernhard-Forschung bislang für die meisten Fragen und die größten Irritationen gesorgt haben. In der vorliegenden Studie wird das Komische bei Bernhard zum ersten Mal ästhetisch aufgefasst und als Manifestation seiner Schockästhetik beschrieben, die Konzepten wie Harmonie und Totalität in der Kunst diametral entgegensteht. Stören, Irritieren, Erschüttern – komische Irritationen und Erschütterungen eingeschlossen – werden nicht als unerwünschte Nebenaspekte, sondern als zentrale und wohlkalkulierte Fermente des Schreibens Bernhards gelesen. Damit setzt sich diese Studie von früheren Untersuchungen ab, die sich dem Komischen bei Bernhard und seinem Schreiben überhaupt in erster Linie hermeneutisch genähert haben. Die Studie von Clara Ervedosa regt so zu einer neuen Lektüre der Texte eines der bedeutendsten deutschsprachigen Autoren des 20. Jahrhunderts an.
Clara Ervedosa
„Vor den Kopf stoßen“
Das Komische als Schock im Werk Thomas Bernhards
2008
ISBN 978-3-89528-647-6,
407 Seiten
kartoniert
Clara Ervedosa studierte Germanistik und Anglistik an der Universität Nova de Lisboa (Portugal) und an der Universität Regensburg, wo sie 1995 ihr Magisterstudium abschloss. 2004 wurde sie in einem Cotutelle-Verfahren an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und an der Universidade de Coimbra (Portugal) promoviert. Von 1996 bis 2004 lehrte sie als Assistente, von 2004-2007 als Professora Auxiliar deutsche Literatur und Kultur an der Unversidade de Trás-os-Montes e Alto Douro (Portugal). Seit 2007 ist sie Research Fellow am Department of Germanic Studies der Universität Sheffield (Großbritannien).
[...] Der Autorin gebührt die Ehre, das hermeneutische und zumeist einseitige Bild des „rein pessimistischen“ Thomas Berhard in das des durchgängig artifiziell, ludistisch und durchaus humorvollen Schriftstellers zu Recht zu rücken. [...] Für Germanisten wie Theaterwissenschaftler bietet diese Dissertation einen guten Einblick in Werk, Methode und Perzeption Bernhards [...].
Bianca Palwitz in „TheaterForschung.de“ (Juli 2009)
Die vollständige Rezension: http://www.theaterforschung.de/rezension.php4?ID=573
[...] Hervorzuheben sind [...] die Beobachtungen zur de-semantisierenden Tendenz dieser Schreibweise und zu einer soamtisierenden Sprache als deren selbstbezügliche Präsenz, im Gegensatz zu ihrer Reduktion als Instrument der Kommunikation. Erhellend und innovativ ist auch die Darstellung der musikalischen Strukturierung von Bernhards Texten, die entscheidend zur performativ-theatralischen Dimension, zum Ereignishaften der für Bernhard charakteristischen Denk- und Schreibbewegung beiträgt. [...]
Gustav-Adolf Pogatschnigg in „Zeitschrift für Germanistik“ (Neue Folge 3. 2009)
[...] Das an Benjamin, Bohrer und Bachtin geschulte Kapitel zur Theorie der Komik ist so überzeugend und gründlich wie die detailreichen und stets um den literarhistorischen und literaturtheoretischen Kontext bemühten Einzelanalysen [...]. Die Studie rekonstruiert einleuchtend den diskursiven Kontext, ohne den B.'s Werk nicht angemessen verstanden werden kann.
Peter Hanenberg in „Germanistik“ (50/2009, Heft 1-2)