Literatur von Frauen im ‚langen‘ 19. Jahrhundert wird häufig beschrieben als Schnittstelle zwischen der privaten und der öffentlichen Sphäre, zwischen dem apolitischen ‚häuslichen Bereich‘ und der Politik der ‚großen Welt‘. In der Forschung der letzten Jahre erscheint diese Grenze zunehmend durchlässig, und es sind vor allem diese ‚Schwellenüberschreitungen‘, womit sich die Autorinnen dieses Bandes auseinandersetzen. Aufgezeigt wird die Vielfältigkeit des weiblichen Blickes auf die Machtverhältnisse des ‚langen‘ 19. Jahrhunderts. Der erste Teil befasst sich mit den Geschlechterbeziehungen, da Versuche, die Machtstrukturen zu hinterfragen, oft mangels einer Beteiligung an dem politischen Prozess im allerpersönlichsten Bereich stattfanden. Der zweite Teil widmet sich der Frage, inwieweit die Suche nach einer weiblichen, persönlichen Identität für schreibende Frauen eine Grenzüberschreitung darstellt. Die Beiträge des dritten Teils betrachten Überschreitungen der geographischen und nationalen Grenzen und fragen nach den Beschränkungen oder auch Chancen, die sich aus der Interkulturalität für ein kritisches, politisches Engagement mit den gesellschaftlichen Verhältnissen ergeben.
„Schwellenüberschreitungen. Politik in der Literatur von Frauen 1780-1918 greift literatur-historische Forschungsergebnisse der letzten Jahre auf und ist damit wegweisend für die Forschung zur Durchlässigkeit der Grenze zwischen den öffentlichen und privaten Sphären. Diese Veröffentlichung erweitert unsere Sicht auf die vielfältigen Möglichkeiten, die von schreibenden Frauen ergriffen wurden, die Grenzen und Hindernisse zu überschreiten, die ihnen die Gesetze und Normen des 19 Jahrhunderts in den Weg stellten.“
Elisa Müller-Adams / Caroline Bland (Hgg.)
Schwellenüberschreitungen
Politik in der Literatur von deutschsprachigen Frauen 1780-1918
2007
ISBN 978-3-89528-579-0
293 Seiten
kartoniert
Elisa Müller-Adams ist seit 2001 Dozentin am Department of Germanic Studies an der Universität Sheffield. Ihre Dissertation erschien 2003 unter dem Titel: „…daß die Frau zur Frau redete – Das Werk der Caroline de la Motte Fouqué als Beispiel weiblicher Literaturproduktion der frühen Restaurationszeit“.
Caroline Bland ist seit 1994 Lecturer für Germanistik, deutsche Geschichte und deutsche Sprache an der Universität Sheffield (UK). Sie leitet das „Centre for Gender Studies in Europe“ an dieser Universität und hat Artikel zu Clara Viebig, Lily Braun, Theodor Storm und Frauenbildung um 1900 veröffentlicht, sowie ein Buch herausgegeben (mit Máire Cross): Gender and Politics in the Age of Letter-Writing, 1750-2000, Aldershot: Ashgate, 2004.
[...] die Intentention des gesamten Bandes: Die Literatur von Autorinnen des 19. Jahrhunderts nimmt hinsichtlich politischer Fragestellungen einen nicht zu unterschätzenden Stellenwert ein; dem Medium Literatur kann auch die liminale Funktion eines „Zwischen-Raums“ zukommen, in dem Grenzüberschreitungen verhandelt werden, die u.U. auch auf reale Lebenswelten zurückwirken können.
Franziska Bergmann in „Zeitschrift für Germanistik“ (2/2008)
[…] Given the fact that over twenty authors and a wide spectrum of genres – (auto-) biography, novels, comedies, ego documents, etc. – of the period from the French Revolution in 1789 to the end of World War 1 are discussed, the decision to maintain a coherent focus is laudable. Seldom have I encountered an edited volume with such consistently high-quality and readable contributions that invites scholars to (re)read the primary texts being discussed. This makes the work very accessible to a wide readership from advanced undergraduates to researchers in the field. For those just beginning their studies of and writing about women's literature in the nineteenth century, this collection offers a number of models for approaching this subject – contributions to theoretical discussions (Becker-Cantarino, Steinhorst), a focus an a single text (Richardson), a genre approach (Richards, von Hammerstein), a comparative approach (Stauffer, von Hammerstein, Bland), or a focus an a particular motif (Bertschik), etc. One can only hope that the companion volume on the significance of the literary market for literature by women in the nineteenth century is of equally high quality.
Helen G. Morris-Keitel in „Monatshefte“ (3/2008)