Das Wort vom „Laboratorium Vielseitigkeit“, das Walter Benjamin 1930 auf Brecht gemünzt hat, läßt sich auf die Literatur der Weimarer Republik insgesamt beziehen. Um sie geht es in dieser Festschrift für Helga Karrenbrock: um die produktive, überaus experimentierfreudige, innovative, oft auch provisorische Vielseitigkeit dieses Laboratoriums der kulturellen, ästhetischen, literarischen Experimente. Dazu gehört auch die Kinder- und Jugendliteratur, der in diesem Blick auf die Literatur der Weimarer Republik in neun Kapiteln ein größerer Raum als gewohnt zugemessen wird – als literarisches Subsystem mit eigenen Traditionen, aber auch als integraler Bestandteil der Literatur überhaupt. Das gilt für die Avantgarde, die Gender-Diskussion, für die Darstellung von Juden und ‚Zigeunern‘ oder für das Kapitel „Anarchie und Rebellion“, für die „Liebeslehren“ wie für das Kapitel über „Literatur und Erinnerung“ – also für jenes „Laboratorium Vielseitigkeit“, das die Zeit der Weimarer Republik bis heute so faszinierend macht.
Petra Josting / Walter Fähnders (Hgg.)
„Laboratorium Vielseitigkeit“.
Zur Literatur der Weimarer Republik
Festschrift für Helga Karrenbrock zum 60. Geburtstag
2005
ISBN 978-3-89528-546-2
535 Seiten
kartoniert
[...] Dass die Festschrift mit dem sprechenden Titel „Laboratorium Vielseitigkeit“ nicht in den Regalen, sondern auf den Schreib-, Nacht- und Lesetischen landet und nicht das Schicksal so vieler anderer Festschriften teilt, dafür sorgen die Herausgeber, indem sie einer thematischen Beliebigkeit ein eher striktes Programm entgegensetzen. Das Titelzitat, einer Notiz von Walter Benjamin über Brecht entnommen, übertragen sie auf die Literatur der Weimarer Republik, der die 30 Beiträge durchgängig gewidmet sind. [...] Unabhängig von der Vielfalt der Themen, der methodischen Ansätze und Stillagen der einzelnen Beiträge liegt der Ertrag des Bandes [...] in der Zusammenführung der Kinder- und Jugendliteratur mit der Allgemeinliteratur und ihrer Erforschung. [...] [D]er hier vorliegende Sammelband [vermag] auf beider Verzahnung aufmerksam zu machen und entsprechende Forschungsdefizite auszufüllen. Dass er darüber hinaus relevante Einzelanalysen auch der kanonisierten Literatur der Weimarer Republik enthält, macht ihn zu einem lesenswerten Kompendium [...].
Andreas Erb in „Zeitschrift für Germanistik“ (1/2007)
[...] Walter Fähnders und Helga Karrenbrock haben sich, wie aus den insgesamt rund sechzig Beiträgen der ihnen gewidmeten Festschriften [...] hervorgeht [...], allen zeitgeistigen Wandlungen zum Trotz, dem ursprünglichen Anliegen, Verdrängtes und Vergessenes aus der Geschichte der deutschen Literatur, insbesondere der Weimarer Jahre, durch Editionen und eigene Beiträge wieder zugänglich zu machen, verpflichtet gefühlt. [...]
Wolfgang Braunschädel in „Archiv für die Geschichte des Widerstandes und der Arbeit“ (18/2008)