vergriffen
Die vorliegende Untersuchung ist eine weitausgreifende kulturwissenschaftliche Studie zum Verhältnis von Sport und Literatur. Sie betrachtet die den Sport thematisierende essayistische Literatur zwischen 1880 und 1930 als einen Versuch, den immensen gesellschaftlichen Erfolg des Sports um 1900 auf Erklärungsmuster zurückzuführen, die Sport und Sportlichkeit als sinnhaften Teil einer (wie auch immer verstandenen) Tradition erscheinen lassen – oder umgekehrt: als nicht minder sinnhafte Absage an diese Tradition. Im Essay wird der Sport nicht allein gefunden, sondern erfunden: nämlich propagiert, problematisiert und persifliert. Das Buch schreibt die Geschichte dieser Erfindung.
Hanns-Marcus Müller
„Bizepsaristokraten“
Sport als Thema der essayistischen Literatur zwischen 1880 und 1930
2004, ISBN 978-3-89528-457-1
231 Seiten
gebunden
Hanns-Marcus Müller, Dr. phil., geb. 1961, studierte Germanistik, Anglistik und Philosophie in Köln. Er ist seit 1989 im Schuldienst und in der Lehrerfortbildung tätig (derzeit als Oberstudienrat in Neuss) und war von 1996 bis 1999 Lehrbeauftragter für Literaturdidaktik an der Universität zu Köln. Daneben auch Autor und Conferencier verschiedener literarischer Kabarett-Programme.
Die Kunst, aus Arbeit Unsinn zu machen, nennt man Sabotage, Provokation oder Dada. Die Kunst, aus Unsinn Sinn zu machen, nennt man Entertainment oder – Sport. Zu dieser Einsicht kommt man bei der Lektüre des geistreichen Buches von Hanns-Marcus Müller. [...] Die feinsinnige, facettenreiche Untersuchung der Demokratisierung des Ruhms durch den Sport ist mit Müllers Analyse nun geleistet.
Richard David Precht in „Die Welt“ (28.08.2004)
Seine lesenswerte Studie zeigt auf, dass die Essayistik über den Sport um die Jahrhundertwende überaus heterogen war und in ihrer Vielschichtigkeit auf verschiedene Diskursgruppen verweist: Angehörige des mittleren Bürgertums, Militaristen, Intellektuelle – sie alle trugen jeweils Erwartungen an das [...] angelsächsische Importprodukt „Sport“ heran.
Daniel Jütte in „Neue Zürcher Zeitung“ (28.07.2005)
[...] [Müllers] Text ist bündig und assoziativ angelegt sowie schwungvoll geschrieben – und überaus lesbar. [...] [Die] Arbeit reüssiert nicht nur darin, die Betrachtungen von so unterschiedlichen Figuren wie Nietzsche, Musil, Brecht und Kracauer zum Sport analytisch einzubinden, sondern auch die Texte heute unbekannter Autoren zu vergegenwärtigen. [...] Das Gleiche ließe sich für Müllers schlüssige Erfassung verschiedenartiger Theorien, beispielhaft für eine gelungene Interdisziplinarität, feststellen. Es finden sich überall Anregungen für die weitere Erforschung des Themas.
Cornelius Partsch in „German Studies Review“ (29/2, Mai 2006)