»Nur das ist wirklich schön, das zu nichts dienen kann; alles, was nützlich ist, ist häßlich, denn es stellt den Ausdruck von Bedürfnissen dar – und die Bedürfnisse des Menschen sind niedrig und ekelhaft…«
Théophile Gautier, Vorwort zu Mademoiselle de Maupin, 1835
Inspiriert durch die deutsche Autonomieästhetik haben die französischen Romantiker das Prinzip, die »Kunst der Kunst wegen« (französisch: l’art pour l’art) zu betreiben, radikalisiert und die Freiheit der Literatur in vollmundigen Programmschriften gegen politische oder religiöse Indienstnahmen verteidigt. Das führte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu immer neuen Polemiken, die in Deutschland erst im Kontext des Ästhetizismus nachgeholt wurden, als man gegen das l’art pour l’art als »virtuoses Gequake kaltgestellter Frösche« (Nietzsche) wetterte und aus der künstlerischen Devise ein ideologisches Schimpfwort werden ließ. Dieser Band dokumentiert die frühe französische Debatte in zwölf Texten, die bisher kaum greifbar waren und nun auch in deutscher Übersetzung vorliegen. Sie verhandeln auf anschauliche Weise eine der Grundfragen der ästhetischen Moderne.
L’art pour l’art
Der Beginn der modernen Kunstdebatte in französischen Quellen der Jahre 1818 bis 1847
Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Roman Luckscheiter
AISTHESIS Studienbuch 4
2003
121 Seiten
kartoniert
ISBN 3-89528-411-4
Roman Luckscheiter, Dr. phil., geb. 1970, ist wissenschaftlicher Angestellter am Germanistischen Seminar der Universität Heidelberg. Zuletzt erschien: Der postmoderne Impuls. Die Krise der Literatur um 1968 und ihre Überwindung (2001).
[…] vorzügliche kleine Schrift […].
hg in „Neue Zürcher Zeitung“, 09.08.2003
Als Studienbuch bringt der Aisthesis Verlag hier eine leichte Quellensammlung, die insgesamt zwölf Texte und Exzerpte zur Frühgeschichte des l’art pour l’art bietet. Damit wird die Entstehung einer der interessanteren theoretischen Dauerdebatten in Szene gesetzt, die eine bemerkenswerte Kontinuität mit sich bringt – manche der hier versammelten Texte lesen sich trotz ihres Alters so relativ frisch und vertraut, als hätte man sie gerade aus einem Barthes- oder Sontag-Aufsatz gehoben. [...]
Daniel J. Gall in „literaturkritik.de“ (Nr. 4, April 2006)