Meyer, Anne-Rose: Jenseits der Norm

Artikel-Nr.: 978-3-89528-303-1
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»Die Bohème ist die Vorstufe des Künstlerlebens, sie ist die Vorrede zur Akademie, zum Hospital oder zum Leichenschauhaus« - so bestimmt Henry Murger prägnant einen Begriff, der bis heute nichts von seiner Faszination und suggestiven Kraft verloren hat. Für die französische und deutsche Literatur des 19. Jahrhunderts ist la Bohème von großer Bedeutung. Divergierende Auffassungen und Umsetzungen dieses Themas spiegeln - vor dem geistigen Hintergrund der Romantik - das Selbstverständnis des Künstlers. Es richtet sich gegen eine bürgerliche, utilitaristisch geprägte Gesellschaft und ist charakterisiert durch eine freizügige Lebensweise sowie durch eine bewußt gesuchte Andersartigkeit in Kleidung und Verhalten gegenüber der jeweiligen Norm. Konstitutiv ist zudem die Spannung zwischen Künstlerexistenz und Alltagsleben.
Das breite Spektrum untersuchter Werke umfaßt die Jahre 1830 bis 1910, führt bedeutende, individuelle Ausformungen dieses Sujets vor und berücksichtigt seine kulturhistorischen Voraussetzungen ebenso wie einflußreiche soziale Aspekte. Von der ersten Thematisierung der Bohème durch die Gruppe 'La jeune France' über Balzac und Henry Murger führt die Untersuchung zur Bohème-Rezeption durch Puccini und Leoncavallo. Schwerpunkte der Darstellung liegen bei der Gestaltung des Themas in der Lyrik. Zudem wird der Paradigmenwechsel Ende des 19. Jahrhunderts untersucht: Im Focus des Interesses stehen weibliche Autoren, die der Subkultur der Bohème verhaftet sind, diese in ihren Werken schildern und so ein Bedürfnis nach Unabhängigkeit, künstlerischer Selbstverwirklichung und einem undiskriminierten Sexualleben artikulieren.

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