Zu Bildern und Gleichnissen innerhalb der literarischen Textur hat sich Jean Paul überaus häufig, auch selbstreferentiell, geäußert: »Ob ich gleich nicht weiß, wer unter allen Autoren der Erde die meisten Gleichnisse gemacht, so freuet es mich doch, daß ihn niemand übertrifft als ich.« Es liegt daher nahe, ihn insoweit bei seinem eigenen Wort zu nehmen und an einem noch relativ überschaubaren Segment seines hypertrophen Bilderkanons, nämlich den Mond-Konfigurationen, nachzuweisen, daß er, bezogen auf imaginative Kraft und Vielfalt, als der unbestreitbar voluminöseste und extraordinärste »Lunatiker« der deutschen Literatur zu gelten hat, mit einer Dimension von Selenophilie, an die im 20. Jahrhundert allenfalls Arno Schmidt heranreicht. So auch ist Jean Paul traditionsstiftend geworden für die ihm nachfolgende Literatur: mit der Beseelung des Mondes in halluzinatorischen Bildern, aufsteigend aus metaphysischen Konditionierungen.
Karl-Heinz Rofkar
»Silberküste einer andern Welt – «
Jean Paul und der Mond
2000
165 Seiten
kartoniert
ISBN 3-89528-289-8
Karl-Heinz Rofkar, geboren 1934, studierte Erziehungswissenschaften und Germanistik in Hamburg und Hannover und arbeitete als Lehrer. Im Aisthesis Verlag hat er veröffentlicht: »'Ein rissig verschimmeltes Gesicht...'. Die Mondmetaphern im frühen und mittleren Erzählwerk Arno Schmidts« (1993) und »'Also ab ins Wortall –'. Meteo- und Astrometaphorik im Werk Arno Schmidts« (1997).
Was wir damit auf jeden Fall haben, ist ein entzückendes Lesebuch, in dem man geradezu genäschig herum lesen und einen dieser 'pathetischen Selenismsn' nach dem anderen sich zu Genusse führen kann. [...] Das Vergnügen an diesem silbrig überglänzten Lesebuch [...] ist kein Ende.
Jörg Drews in: 'Süddeutsche Zeitung', 17.10.2000