George Sand (1804-1876), die bedeutendste und einflußreichste französische Schriftstellerin des 19. Jahrhunderts, trifft in der internationalen Forschung seit geraumer Zeit auf wachsendes Interesse und findet eine angemessene Wertschätzung ihres umfangreichen, wirkungsmächtigen Werks. In Deutschland fehlt bislang eine mehr als punktuelle wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dieser Autorin, die durch ihr Werk und ihre Person nicht nur in Frankreich, sondern in ganz Europa einen immer noch unterschätzten Einfluß auf die Ideen und Probleme ihrer Zeit gewann.
Mit diesem Band, der aus einem internationalen George-Sand-Kolloquium an der Universität Hannover im Jahr 1997 hervorging, soll ein erster Schritt getan werden, um diesem Mangel abzuhelfen. Er versammelt, zweisprachig, dreißig Aufsätze aus der internationalen Sand-Forschung, die um fünf thematische Schwerpunkte gruppiert sind: Autobiographie, Mythos, Gyn/Ökologie, Theater und Rezeptionsgeschichte. Mit unterschiedlichen methodischen Ansätzen, interdisziplinär und komparatistisch, werden dabei auch populäre Genres wie der Film und die Karikatur in die Analyse von Werk und Wirkung einbezogen.
Gislinde Seybert / Gisela Schlientz (Hgg.)
George Sand
jenseits des Identischen
au-delà de l'identique
2000
471 Seiten
kartoniert
ISBN 3-89528-243-X
Gislinde Seybert, Dr. phil., studierte Romanistik, Anglistik/Ameri-kanistik, Germanistik und Philosophie, vorwiegend in Heidelberg. Literaturwissenschaftlerin am Romanischen Seminar der Universität Hannover. Veröffentlichungen: Die unmögliche Emanzipation der Gefühle. Zu George Sand und Balzac, Frankfurt/M. 1982. Im Aisthesis Verlag erschien zuletzt Liebe als Fiktion. Studien zu einer Literaturgeschichte der Liebe von Petrarca bis Simone der Beauvoir, Bielefeld 1995. Zahlreiche Aufsätze in Deutschland, Frankreich, Italien und den USA.
Gisela Schlientz, Dr. phil., studierte Romanistik, Germanistik und Theaterwissenschaft in Tübingen, Berlin und Wien. Sie lebt als freie wissenschaftliche Publizistin in Stuttgart. Veröffentlichungen: George Sand Leben und Werk in Texten und Bildern, Frankfurt/M. 1987; »Ich liebe, also bin ich«. Leben und Werk von George Sand, München 1989. Zahlreiche Aufsätze zu französischen und deutschen Autorinnen des 18. und 19. Jahrhunderts. Herausgaben und Übersetzungen von George Sand, Germaine de Staël, André Gide.
Der Sand-Forschung sei ein veränderter Umgang, kritischer und pragmatischer, mit Person und Werk empfohlen. Daß die Schriftstellerin ein bedeutendes, weithin noch zu entdeckendes Werk hinterlassen hat – der vorliegende Band beweist es eindrucksvoll.
Thomas Amos in „Lendemains“ (Heft 98/99)