Das Erreichen von Nord- und Südpol zu Beginn des 20. Jahrhunderts war ein Medienereignis. In eigenwilliger Weise nimmt sich Georg Heym dieses Themas in seiner Fragment gebliebenen Erzählung »Das Tagebuch Shakletons« an. Heyms Polarphantastik wird hier erstmals systematisch beschrieben: als eine Wissenschaftsphantastik, die zudem eine Phantastik des Kolonialen und Imperialen entfaltet. Als literarisches Vorbild stellt sich Edgar Allan Poes »The Narrative of Arthur Gordon Pym« (1837/38) heraus.
Die Studie liefert weitreichende Erkenntnisse über die Antarktis als westlichen Verhandlungs- und Imaginationsraum innersubjektiver und kollektiver, nationaler und globaler, gesellschaftlicher und zivilisatorischer Spannungsverhältnisse, indem eine Poetik der phantastischen Polarexpeditionen analysiert wird als literarisch-fiktionale Überbietungen westlicher Entdeckungsgeschichten, als Eroberungs- und Wissenschaftsphantasien, als phantastische Settings imperialer Machtverhältnisse und kolonialer Begegnungen, als literarische Verhandlungen von Konstruktionen des Eigenen, Anderen und Fremden.
Hanna Maria Hofmann
Georg Heyms Polarphantastik und die Symbolik der Poleroberung
Literatur, Kolonialismus und Wissenschaft im langen 19. Jahrhundert
Postkoloniale Studien in der Germanistik Band 16
2024
ISBN 978-3-8498-1952-1
578 Seiten
kartoniert
Hanna Maria Hofmann ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Neuere Deutsche Literatur mit dem Schwerpunkt Heterogenitätsforschung an der Technischen Universität Dortmund. Von 2015 bis 2022 war sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Germanistische und Vergleichende Literaturwissenschaft der RWTH Aachen University. Sie wurde an der Universität Erfurt promoviert und studierte Neuere Deutsche Philologie, Vergleichende Literaturwissenschaft, Philosophie sowie Visuelle Kommunikation in Berlin und Pisa.
Leseprobe: lp-9783849819521.pdf
Postkoloniale Studien in der Germanistik Band 16