»Die Aufgabe des Übersetzers«, heute einer der meistdiskutierten Texte zum Problem des Übersetzens, betrachtete Walter Benjamin seinerzeit als sein ›Credo‹. Wie das zu verstehen ist, macht Julia Abel durch eine Rekonstruktion der systematischen Zusammenhänge im Frühwerk Benjamins deutlich, in dem der Begriff der Übersetzung eine besondere Rolle spielt. Erstmals wird der Essay als Reaktion auf zeitgenössische Problemlagen in Philosophie und Literatur erkennbar, als Antwort auf ästhetische Konzepte des George-Kreises, Rudolf Borchardts und Hugo von Hofmannsthals und schließlich als Entwurf einer Theorie, die den von Hellingrath wiederentdeckten Pindar-Übersetzungen Hölderlins gerecht werden will.
Julia Abel
Walter Benjamins Übersetzungsästhetik
Die Aufgabe des Übersetzers im Kontext von Benjamins Frühwerk und seiner Zeit
2019 [als Print-Ausgabe: 2014: ISBN 978-3-8498-1094-8]
ISBN 978-3-8498-1423-6
399 Seiten
E-Book (PDF-Datei), 3,9 MB
Julia Abel studierte Germanistik, Philosophie sowie Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft in Bochum, Wuppertal und Paris. Seit 2002 ist sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin bzw. Lehrbeauftragte für Neuere deutsche Literaturgeschichte und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Bergischen Universität Wuppertal.
Leseprobe: lp-9783849810948.pdf
Die Klage über die Unverständlichkeit von Walter Benjamins Werk ist mittlerweile zum Gemeinplatz avanciert. Rar hingegen sind Beiträge, die diese Verständnisprobleme abbauen und nach Gründen für die Schreibweise Benjamins suchen. An dieser Stelle setzt Julia Abels Wuppertaler Dissertation ein und nimmt den Aufsatz Die Aufgabe des Übersetzers (1923) zum Anlass, diese Lücke ein Stück weit zu schließen. [...] Die Dissertation leistet einen wichtigen Beitrag zur Entschlüsselung des Übersetzeraufsatzes. Konsequent betrachtet sie eine große Anzahl historischer, philosophischer, literarischer und politischer Korrespondenzen, die im Text in komprimierter Form präsent sind. Die detaillierten Kontextualisierungen von Begriffen, Passagen und Motiven erleichtern das Verständnis des Aufsatzes. Zwar ist das Ergebnis des Teilziels der Studie, Benjamin als systematischen Denker und als „Kind seiner Zeit“ (S. 381) zu präsentieren, vorprogrammiert, denn es gibt wohl keinen Autor, dessen Werk sich bei eingehender Betrachtung nicht als ein solches erweisen würde. Der Gewinn der „historisch-genetische[n] Analyse“ (S. 29) liegt jedoch vor allem in der minutiösen Untersuchung einzelner Bezüge, die nicht nur das Früh-, sondern das Gesamtwerk Benjamins stärker konturieren.
Nina Breher in „Zeitschrift für Germanistik“ (Heft 1, 2016)
[...] der wichtigen Studie Julia Abels [kommt] eine substantielle Bedeutung hinsichtlich der Rekonstruktion des Übersetzer-Essays im Frühwerk Walter Benjamins und seiner Zeit zu.
Carsten Schapkow in „sehepunkte“ (Ausgabe 16, 2016, Heft 2)
Die vollständige Rezension unter: http://www.sehepunkte.de/2016/02/26935.html