Theokrit gilt als Bukoliker. Diese Etikettierung wird der personalen, lokalen und thematischen Diversität, die vom Eros bis zu epochal bedeutsamen Ereignissen reicht, nicht zuletzt der stilistischen Vieltönigkeit der Eidyllien in keiner Weise gerecht. Deren Ausgangsgattung ist der syrakusische Mimos, der streiflichtartige Sketche mit verschiedenen Rollen auf die Volksbühne bringt. Nach dem Vorbild seines Landsmannes Sophron stilisiert Theokrit solche Szenen nach Maßgabe der poetischen Hochsprache; dabei geht es um das weitgreifende Programm einer methexis, einer Teilhabe aller sozialen Schichten am klassischen Erbe. Die Wahl bukolischer Motive bzw. bukolischer Einkleidungen auch dort, wo es um gar nicht Bukolisches geht, ist wiederum vielfältig motiviert und vom einzelnen Gedicht her zu analysieren.
Helmuth Widhammer
Poesie und Zeit
Zur Hintergründigkeit der Kleinen Bilder Theokrits
AISTHESIS ESSAY Bd. 46
2020
ISBN 978-3-8498-1399-4
178 Seiten
kartoniert
Helmuth Widhammer, geb. 1942, arbeitete nach Promotion und Staatsexamina (Germanistik und Altphilologie) im Berliner Schuldienst. Mehrere Publikationen in den genannten Disziplinen.
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AISTHESIS ESSAY Bd. 46