Betreten, Durchschreiten, Verlassen, Auf- und Absteigen, An- und Durchblicken: Architekturelemente wie das Fenster, der Korridor oder die Treppe stehen paradigmatisch für die Aktivierung des Raums in der Bewegung von Blicken und Körpern. Der vorliegende Sammelband widmet sich literarischen und (architektur-)theoretischen Texten, die eine besondere Sensibilität für solche Raum-Operationen haben. Damit leistet der Band einen Beitrag zum spatial turn, im Zuge dessen die Kulturwissenschaften der letzten zwei Jahrzehnte Räumlichkeit zu ihrem ureigenen Gegenstand machten. Anhand von Autoren wie Georges Perec, Virginia Wolf oder Heinrich Böll, von Architekten wie Le Corbusier oder Bernard Tschumi sowie von Theoretikern wie Jurij Lotman oder Jacques Derrida wird augenscheinlich, dass Raum keine abstrakte Kategorie ist, sondern nur über seine Verwendung in ästhetisch-historischen Kontexten verstanden werden kann. Fenster, Treppe und Korridor werden so als Wahrnehmungsdispositive verständlich, die Kulturgeschichte räumlich fassen, fassbar machen und letztlich selbst Geschichte(n) schreiben. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder Abgeschlossenheit bietet der Band einen Einblick in aktuelle Forschungsdebatten um einen erweiterten, kultur- und literaturwissenschaftlichen Architektur- und Raumbegriff.
Fenster – Korridor – Treppe
Architektonische Wahrnehmungsdispositive in der Literatur und in den Künsten
Hrsg. v. Lena Abraham, Kira Jürjens, Edith Anna Kunz und Elias Zimmermann
2019
ISBN 978-3-8498-1339-0
220 Seiten, Abb.
E-Book (PDF-Datei), 22 MB
Leseprobe: lp-9783849813178.pdf
Der Vorzug dieses Bandes [...] ist, dass er einige ausgezeichnete Untersuchungen zu Texten vorlegt, in denen die Räume der Literatur diejenigen der Architektur besetzt, überwunden, in Frage gestellt und ihren reichen Sinnproduktionen unterworfen haben.
Susanne Hauser in „Zeitschrift für Germanistik“ (Neue Folge XXX – 1/2020)