„Show, don’t tell“: Erzähle so anschaulich, dass deinen Leser/innen die Handlung vor Augen steht wie in einem Drama! Das ist nicht nur ein wichtiges Prinzip zeitgenössischer Schreibschulen, es war bereits in der antiken Rhetorik (als enargeia/evidentia) ein Ideal für Redner und Autoren. Auch die moderne Erzähltheorie bildet Gegensatzpaare wie „showing und telling“, „dramatischer und narrativer Modus“, „geringe und hohe Distanz“. In diesem Band wird „anschauliches Erzählen“ als Sammelbegriff für eine Wirkungsdisposition von Texten diskutiert, die sich durch vielfältige narrative Strategien erzielen lässt. Literatur- und Medienwissenschaftler/innen unterschiedlicher Fachrichtungen untersuchen solche Strategien exemplarisch an Einzeltexten und Gattungen von der spätantiken Anekdote bis zur aktuellen Romanliteratur.
Tilmann Köppe / Rüdiger Singer (Hgg.)
Show, donʼt tell
Konzepte und Strategien anschaulichen Erzählens
2018
ISBN 978-3-8498-1281-2
303 Seiten
kartoniert
Tilmann Köppe ist Professor für Analytische Literaturwissenschaft am Seminar für Deutsche Philologie der Universität Göttingen.
PD Dr. Rüdiger Singer ist Visiting Associate Professor am Department of German, Scandinavian & Dutch der University of Minnesota-Twin Cities (USA).
Leseprobe: 9783849812812.pdf
Insgesamt bildet der Sammelband einen wichtigen Beitrag zur Theoretisierung der vielen unterschiedlichen Ansätze, die hier unter dem Begriff des anschaulichen Erzählens zusammengefasst werden. Die maximal breite Anlage der Studie in Bezug auf ihre Untersuchungsgegenstände hinsichtlich Epoche, Textsorte, Medium und Modus zeichnet das mutige Unterfangen aus. Da es [...] keine direkten Bezüge zwischen den Beiträgen gibt, bleiben die ausgewählten Aufsätze jedoch vereinzelte Schlaglichter und allen voran leistet die Einleitung konzeptionelle Theoriearbeit. Die methodische Vielfalt des Sammelbandes ist dabei sehr zu begrüßen, denn sie befördert einerseits eine innerfachliche Methodendiskussion und zeigt andererseits die Vielfältigkeit der heutigen Literaturwissenschaft.
Jan Horstmann in „literaturkritik.de“ (11.02.2020)
[...] With a thought-provoking compilation of essays, this volume delivers on the promise of its title by establishing that narrative, in an abundant array of forms and by employing varied strategies, best achieves enargeia by “showing” rather than “telling”—by sparking and engaging imagination rather than providing over-mediated descriptions. Scholars engaged with questions of visuality/narrativity and aesthetics will welcome this compelling collection with great interest.
Thyra E. Knapp in „Monatshefte“ (3/2020)