Die Omnipräsenz der Postmoderne macht sie nicht selten zu einem Platzhalter, einer Leerstelle, die für all das steht, was man sich an den Erscheinungen und Entwicklungen unserer Gegenwart, ihren Irrungen und Wirrungen, nicht zu erklären vermag. Für den Begriff bedeutet das im Kontext literaturwissenschaftlicher Analysen häufig den Vorwurf von Ungenauigkeit und letztlich Verlegenheit in Ermangelung sinnvollerer Erklärungsmodelle zur Beschreibung und Deutung zeitgenössischer Literaturen. In dieser Studie wird dem am Beispiel der Romane Juli Zehs ein Ansatz entgegengestellt, der gerade die Präzision der im Postmodernen verborgenen Erzählpotenziale aufzeigt, die die Welt, ihre Mechanismen und ihre scheinbare Unberechenbarkeit, in Worte zu fassen vermögen. Denn gerade die Vielheit der Strukturen und Verstrickungen, durch die sich postmodernes Denken und Schreiben auszeichnet, bietet einen Raum voller Möglichkeiten, voller alternativer Geschichten, die nicht nur erzählen, sondern erklären können. Erzählt wird das Postmoderne dabei durch sich selbst und gestaltet somit SpielRaum, um entscheidende Fragen zu den Themen unserer Zeit immer wieder neu zu stellen.
Christine Mogendorf
Von „Materie, die sich selbst anglotzt“
Postmoderne Reflexionen in den Romanen Juli Zehs
Chironeia - Die unwürdigen Künste
Studien zur deutschen Literatur seit der frühen Moderne, Band 9
2017
ISBN 978-3-8498-1208-9
527 Seiten
gebunden
Christine Mogendorf studierte Deutsch und Geschichte an der LMU München, wo sie 2014 auch promoviert wurde. Sie unterrichtet an einem Münchener Gymnasium.
Leseprobe: 9783849812089.pdf
Chironeia - Die unwürdigen Künste
Studien zur deutschen Literatur seit der frühen Moderne, Band 9