Die Märzrevolution radikalisierte sich, als sie in Berlin und Wien längst vorbei war: Im Kampf um die Reichsverfassung nahm der deutsche Südwesten im Frühsommer 1849 die Mission der demokratischen Bewegung auf und verband sie punktuell mit sozialistischen Forderungen. Von diesem durch preußische Truppen blutig beendeten Kampf um eine deutsche Republik legt ein anonymes Büchlein sprechendes Zeugnis ab, das im Herbst 1849 in der Schweiz erschien. In rund viertausend deftigen, teils mundartlich eingefärbten Versen hält es satirisches Gericht über das Scheitern der Revolution in der Pfalz, Württemberg und Baden. Härte und Konkretheit der Auseinandersetzung haben – zusammen mit der Unklarheit über den Autor/die Autoren – bisher jede ernsthafte Beschäftigung mit der Wandernden Barrikade verhindert. Der vorliegende Band schafft Abhilfe mit einer kommentierten Edition und einer auf Archivfunde gestützten Diskussion der Autorschaftsfrage. Dabei ergeben sich erschreckende Einblicke in das Ausmaß der politischen Verfolgung vor und nach 1848 und die Not des Exils.
Peter Sprengel
Wer schrieb „Die wandernde Barrikade“?
Heinrich Loose – Edmund Märklin Ludwig Pfau – Johannes Scherr und die südwestdeutsche Revolution 1849
Mit Textedition und Dokumenten
Vormärz-Studien Band XLV
2022
ISBN 978-3-8498-1829-6
362 Seiten, zahlr. Abb.
kartoniert
Peter Sprengel, geb. 1949, lehrte Neuere deutsche Literatur in Erlangen, Kiel und Berlin (FU). Zahlreiche Bücher zur Literatur- und Theatergeschichte, zuletzt: Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1830-1870. Vormärz – Nachmärz (2020); Karl August Varnhagen von Ense und Charlotte Williams Wynn. Eine deutsch-englische Briefliebe um 1850 (2022).
Leseprobe: lp-9783849818296.pdf
[„Die wandernde Barrikade“] zählt zu den „deftigsten satirischen Produktionen“, die das Scheitern der Revolution von 1848/49 hervorgebracht hat. (S. 15) Es ist deshalb sehr zu begrüßen, dass der durch zahlreiche Studien zur deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts hervorgetretene Berliner Literaturwissenschaftler Peter Sprengel nun nicht nur eine kommentierte Edition der „Wandernden Barrikade“ vorgelegt hat, sondern neben ihrer literatur-, politik- und sozialgeschichtlichen Einordnung auch ausführlich der bisher wenig beachteten Frage nachgeht, wer sich hinter dem „Schock ungehenkter Hochverräther“ verbirgt. [...] Peter Sprengels Buch über die „Wandernde Barrikade“ erweitert mit der Edition des Versepos und der überzeugenden textkritischen Einordnung sowie den biographischen Ausführungen zum vermutlichen Verfasser nicht nur die Kenntnisse über die literarische Aufarbeitung der gescheiterten Revolution von 1848/49, sie bereichert auch die Debatte über die politischen und gesellschaftlichen Gründe für das Scheitern der Reichsverfassungskampagne.
Hans-Werner Hahn in „H-Soz-Kult“ (09.09.2022)
Zur kompletten Rezension: www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-128369
[...] Sprengels Publikation liefert einen wichtigen Beitrag zur Geschichte der pfälzischen und badischen Revolution von 1849. Sie erhellt mit ihrer auf Archivfunde gestützten Diskussion die Autorenschaft der „Wandernden Barrikade“ und liefert wesentliche Einblicke in das Leben und politische wie schriftstellerische Wirken von Heinrich Loose. [...]
Dr. Hannes Ziegler in „Pfälzer Heimat“ (1/2023)
[...] Die Lektüre der „Wandernden Barrikade“ ist auch heute noch ein Vergnügen, selbst wenn die historischen Hintergründe sich nicht immer unmittelbar erschließen. Der Herausgeber hat den Text daher kommentiert. Sein Buch, das aus der einführenden Abhandlung, welche der Autorfrage und dem Entstehungskontext gewidmet ist, einigen Dokumenten von den wahrscheinlichen Verfassern und dem Abdruck der „Wandernden Barrikade“ besteht, bietet einen ungewöhnlichen Einblick in die Zeit des Ausgangs des Kampfes um eine Reichsverfassung im deutschen Südwesten und auf das Leben und Werk einiger der darin involvierten Männer, für die ihr Engagement zunächst „Flucht, Haft, Exil“ (S. 77) bedeutet hat.
Stefan Knödler in „Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte“ 82 (2023), Buchbesprechungen, S. 454
Zur kompletten Rezension: https://journals.wlb-stuttgart.de/ojs/index.php/zwlg/article/view/6763
[...] diese Monographie [überzeugt] durch ihren interessanten Gegenstand, die Gründlichkeit seiner Aufarbeitung und Kontextualisierung, die Treffsicherheit der stilistischen Analyse sowie durch den eigenen lapidaren Stil. Sie leistet einen originellen Beitrag zum besseren Verständnis der Akteure der südwestdeutschen Revolution und der Verflechtung von Literatur und Publizistik im Revolutionsgeschehen selbst und im nachträglichen Umgang mit der Niederlage.
Andrew Cusack in „Zeitschrift für Germanistik“ (3/2023)
[...] In parts, the study reads like a detective novel, but while the investigation is exciting, the conclusions remain cautios. As captivating writing and stoytelling are scarce in scholary publications, this book is a rare treat. [...]
Florian Krobb in „Monatshefte“ (No. 4, 2024)
Vormärz-Studien Band XLV
Werbeflyer: 1829-sprengel-eflyer.pdf