„Dies weltliche und gesellschaftliche Buch birgt eine erotische Erkenntnistheorie in Märchenform.“ So Franz Hessel in seiner Rezension zu „Sommer in Italien“, die am 20. Januar 1933 in Die literarische Welt erschienen ist.
Es ist in der Tat ein märchenhaftes Buch über einen, der nicht mehr an die Liebe glaubt, um ihr dann nur umso mehr zu verfallen. Ein Buch über Nähe und Distanz zwischen Liebenden, über die Lust des Verzichts und der Hoffnung auf Erfüllung, auch wenn die unwahrscheinlich ist. Und natürlich ist es ein Buch über das magische Sehnsuchtsland Italien, bevor es vom Massentourismus heimgesucht wurde.
Wilhelm Speyer
Sommer in Italien
Eine Liebesgeschichte.
Herausgegeben und mit einem Nachwort von Detlev Kopp
AISTHESIS Archiv 20
2014
ISBN 978-3-8498-1024-5
114 Seiten
kartoniert
Wilhelm Speyer wurde 1887 in Berlin als Sohn eines jüdischen Fabrikanten geboren. Er besuchte das Landerziehungsheim Haubinda, absolvierte ein ungeliebtes Jurastudium, nahm am Ersten Weltkrieg teil und widmete sich danach ganz der Literatur. Bekannt wurde er als Autor des Jugendbuches „Der Kampf der Tertia“ (1927, Rowohlt); überaus erfolgreich waren auch seine Ullstein-Romane, darunter „Charlott etwas verrückt“ (1927, Neuausgabe bei Aisthesis 2008), sowie seine Boulevardkomödien, die er z.T. gemeinsam mit Walter Benjamin verfasste. Im Februar 1933 ging Speyer in die Emigration – zunächst nach Österreich, 1938 nach Frankreich und 1941 in die USA, wo er zeitweilig als Drehbuchautor für MGM arbeitete. 1947 erschien sein Exilroman „Das Glück der Andernachs“ (Micha-Verlag, Zürich). 1949 kehrte er nach Europa zurück und lebte zuletzt in Oberbayern. Er starb am 1.12.1952 in der Nähe von Basel.
Leseprobe: 9783849810245.pdf
Wilhelm Speyer […] wiederzuentdecken lohnt sich, denn mit seinem kleinen Roman „Sommer in Italien“ hat er 1932 eine wunderschöne, zarte Liebesgeschichte geschrieben, deren besonderer Reiz darin besteht, dass der Ich-Erzähler seinem Begehren nach Aglai umso weniger nachgeben mag je stärker selbiges wird – und das alles vor der touristisch unberührten Kulisse San Gimignanos in der Toskana. Märchenhaft!
Stefan Brams in „Neue Westfälische“ (2. Juli 2014)
AISTHESIS Archiv 20