Wie konstituieren sich Gedichtbände – nach dem freien Vers – zu einem ästhetischen Ganzen? Anhand dreier Analysen von Gedichtbänden seit 2000 lotet Fabian Schwitter unter dem Paradigma formaler Wiederholung unabhängig von traditionellen Parametern wie Reim und Metrum Varianten der Konstituierung und Darstellung ästhetischer Ganzheit aus. So unterschiedlich die drei untersuchten AutorInnen – Ulf Stolterfoht, Oswald Egger und Monika Rinck – auch arbeiten, ihre Bücher (fachsprachen, nihilum album, Honigprotokolle) sind geprägt von formalen Gesamtkonzepten, in denen sich, so der methodische Leitgedanke, eine gegensätzliche Gleichzeitigkeit von Kontinuität und Diskontinuität widerspiegelt. Dieser in Anlehnung an den evolutionstheoretischen Begriff des punctuated equilibrium herausgearbeitet Leitgedanke öffnet den Blick für den Rhythmus des Wechselspiels zwischen der Kontinuität einer stabilen Praxis und der Diskontinuität einer Modifikation dieser Praxis.
Fabian Schwitter
Populationen – Zeit-Räume – Protokollieren
Ulf Stolterfoht – Oswald Egger – Monika Rinck
Über Varianten formaler Wiederholung in deutschsprachigen Gedichtbänden nach 2000
2020
ISBN 978-3-8498-1575-2
356 Seiten
kartoniert
Fabian Schwitter (*1984) hat an der Universität Zürich Philosophie, Neuere Deutsche sowie Englische Literaturwissenschaft studiert. Er ist Mitgründer der literarischen Kollaborativzeitschrift delirium (www.delirium-magazin.ch) und lebt als freier Autor in Leipzig und Zürich.
Leseprobe: lp-9783849815752.pdf
Die Analyse experimenteller Lyrik nach 2000 bedarf nicht nur eines komplexen Fachwissens, sondern erfordert gleichsam einen eigenen Mut zum Experimentieren, wie Fabian Schwitters vorl. Studie (zugl. Univ. Zürich, Diss., 2020) beweist. [...] Schwitters Untersuchung tastet sich durch unterschiedliche Zugänge an meist sperrige Texte und Formate der Lyrik nach 2000 heran und versucht dabei neue Konzepte zu vermitteln, die sich als Denkanregung für künftige Interpretationen anbieten.
Laura Cheie in „Germanistik“ (2022, Heft 3-4)