Das Problem der Ordnung – ihre Pluralisierung und die damit einhergehenden Konflikte und Spannungen, die die Moderne seit ihren Anfängen insgesamt prägen – ist strukturell an die historische Wandlung des Kontingenzbegriffs gekoppelt. Diese Wandlung, die bereits als Charakteristikum der Neuzeit angesehen wird und die in der Moderne eine Radikalisierung erfährt, besteht in einer qualitativen Änderung des Kontingenzbegriffs, die wiederum auf die sozialen Modellierungen von Handlungen einwirkt. Diese Arbeit untersucht die ‚Reaktionen‘ des Symbolsystems Literatur auf die Krise der Handlungsmodelle, die mit der gesteigerten Kontingenzerfahrung im postidealistischen Zeitalter im Zusammenhang steht. Den Ausgangspunkt bilden ausgewählte Dramen von Christian Dietrich Grabbe, Georg Büchner, Friedrich Hebbel und Franz Grillparzer, da durch die gattungsspezifische Sichtbarmachung der Handlungsformen im Drama das Zusammenwirken verschiedener Elemente wie Zweck und Mittel, Akteur und Adressat, Akt und Situation thematisch werden, während sich in der Konfrontation mit der Kontingenz die dramatische Form selbst verändert – bis hin zu einer Zersetzung der Tragödie durch Elemente der Farce, Burleske oder Satire.
Antonio Roselli
»alles scheint mir jetzt möglich«
Zum Verhältnis von Handlung und Kontingenz bei Grabbe, Büchner, Hebbel und Grillparzer
Vormärz-Studien Band XXXIX
2019
ISBN 978-3-8498-1185-3
368 Seiten
kartoniert
Antonio Roselli, Jahrgang 1982, ist Bildungsreferent für das Programm „Studieren ab 50“ an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, zuvor wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Paderborn. Studium der Neueren deutschen Literatur, Philosophie und Pädagogik an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Promotion an der Universität Paderborn mit einer Arbeit über das Verhältnis von Handlung und Kontingenz im Drama des Vormärz und des Realismus (2016). Veröffentlichungen zuletzt vor allem zum Verhältnis von Phänomenologie und Geschichte, zu Jean-Jacques Rousseau, Walter Benjamin und Ernesto de Martino.
Leseprobe: lp-9783849811853.pdf
[Eine] anregende Studie (...)
Patrick Fortmann in „Germanistik“ (2019 Band 60 Heft 1-2)
[...] Insgesamt gesehen ist Rosellis Untersuchung eine sehr kompakte, schlüssige und gut recherchierte Arbeit, die zu plausiblen Ergebnissen führt und die Kontingenz- wie auch die Hebbelforschung um einen neuen Aspekt bereichert.
Barbara Hindinger in „Hebbel-Jahrbuch“ (2020)
Vormärz-Studien Band XXXIX
Der Aisthesis-Autor Antonio Roselli hat für seine Forschungsarbeit den Hebbel-Förderpreis bekommen. Die Auszeichnung wurde ihm im November 2018 im Wesselburer Hebbelmuseum überreicht.
|
|