Preußer [streicht] zu Recht die Polyfunktionalität und den kreativen Umgang Schmidts mit Phraseologismen heraus, die hier in einer Weise gebraucht werden, die über ihren Gebrauch in der Alltagssprache hinausgeht. Ihre modifizierte, spielerische Verwendung im literarischen Text führt so zu einem echten „Bedeutungs-Mehrwert“, der wiederum anregend auf die Rezipienten wirkt. Stefan Höppner in „literaturkritik.de“
[…] Ein wichtiger Schritt hin zur literaturwissenschaftlichen Integration phraseologischer Fragestellungen ist mit der 2007 veröffentlichten Dissertation von Ulrike Preußer gemacht worden. Die Autorin versteht es als Pilotprojekt […] und es ist in der Tat die erste umfassende Untersuchung dieser Art zum Einsatz von Phraseologismen im literarischen Werk eines Autors. In diesem auch im wörtlichen Sinne ausgezeichneten Buch – Preußer wurde der Dissertationspreis der Westfälisch-Lippischen Universitätsgesellschaft verliehen – wird das literarische Werk Arno Schmidts (1914-1979) mit dem Fokus auf die Romantrilogie Nobodaddy’s Kinder nicht allein als Fundus für phraseologische Mehrwortverbindungen aufgefasst, sondern aufgefundene Phraseologismen werden stets kontextsensitiv erörtert. […] Der Zugewinn dieser Arbeit zu den drei Kurzromanen Brand’s Haide (1947), Schwarze Spiegel und Aus dem Leben eines Fauns (beide 1951) sind daher auf Seiten der Sprachwissenschaft als auch der Literaturwissenschaft zu verbuchen. […] Preußer eröffnet einen über die Trilogie hinausgehenden Blick auf die stilistische und narratologische Gestaltung von Schmidts Gesamtwerk, wodurch das Buch nicht allein für Phraseologieforschende Interessantes zu bieten hat. […] Preußer hat somit diese offenbar noch nicht gänzlich wahrgenommene linguistische Teildisziplin, die Phraseologie, mit ihrer aufschlussreichen Untersuchung angemessen ins Zentrum des Interesses rücken können und ein exemplarisches Pilotprojekt zur Integration phraseologischer Terminologie in die Literaturwissenschaft vorgelegt.
Nils Bernstein in „New German Review. A Journal of Germanic Studies“ (23/2008)