Der Naturforscher und Reiseschriftsteller Alexander von Humboldt (1769–1859) ist als Autor von Großwerken wie dem monumentalen »Kosmos« bekannt. Seine Publizistik – rund 750 Aufsätze und Artikel in Zeitschriften und Zeitungen – ist hingegen noch kaum erforscht, weder wissenschafts- noch medienhistorisch, weder werkgeschichtlich noch philologisch. Die vorliegende Studie erschließt Humboldts publizistische Schriften im Zeitraum 1830–1835, dem Beginn von Humboldts Spätwerk, als er sich nach seinen Expeditionen in Amerika und Russland und langjährigem Aufenthalt in Paris wieder in Berlin niederließ. Humboldt verfasste in dieser Zeit u. a. Beiträge zu China und zur Paläontologie, zur Suche nach der Nordwestpassage und zum Südpol, zum Goldabbau in Sibirien und zur Agave in Mexiko. Ein Nachruf auf seinen Bruder Wilhelm, der 1835 starb, ist ein bedeutendes biographisches Zeugnis.
Als eine der ersten Forschungsarbeiten zum Corpus von Humboldts kleineren Schriften ist diese Studie als Publikationsbiographie konzipiert, die Humboldts intellektuelle Entwicklung nachvollzieht. Sie bietet Einführungskommentare zu den 45 Texten des Untersuchungszeitraums und gibt jeweils die zum Verständnis und zur wissenschaftshistorischen Einordnung erforderlichen Informationen. So vervollständigt sie die Kenntnis seiner Werkbiographie und eröffnet neue Perspektiven auf einen bisher kaum bekannten Humboldt.
Thomas Nehrlich ist Literaturwissenschaftlicher und Editionsphilologe. Nach dem Studium in Berlin und Paris ist er Assistent an der Universität Bern. Er ist Mit-Herausgeber von Humboldts »Sämtlichen Schriften« in zehn Bänden.
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[...] Nehrlich versteht es glänzend, seinen Lesern »die Entwicklung von H.s Denken, Schreiben, Arbeiten und Publizieren auf der Grundlage seiner Veröffentlichungen« (34) zu vermitteln. Mit seiner publikationsbiographischen Studie liefert er ein Modell, nach dem auch der restliche Korpus von H.s Schriften kommentiert werden sollte.
Frank Holl in „Germanistik“ (2022, Heft 3-4)