Lewald / Stahr. Ein Leben auf dem Papier. Der Briefwechsel 1846 bis 1852. Bd. 2
Artikel-Nr.: 978-3-8498-1104-4Der private Briefwechsel des Schriftstellerpaares Fanny Lewald (1811-1889) und Adolf Stahr (1805-1876) aus den Jahren 1846-1852 schließt eine Lücke in der Vormärzforschung. Die fast 900 Briefe, bisher nur in kleinen Teilen publiziert, sind eine hochrangige Quelle für Verlauf, Vor- und Nachgeschichte der Revolution von 1848 und das kulturelle Umfeld dieser Jahre.
Mit dem zweiten Band der Edition liegt nun das Kernstück des Briefwechsels vor. Es zeigt Fanny Lewald und Adolf Stahr an den Schauplätzen der Revolution in Paris, Berlin und Bremen; Lewald berichtet über die Frankfurter Paulskirchenversammlung und den Sieg der Reaktion in Berlin. Beider Schriften zur Revolution entstehen – Lewalds „Erinnerungen aus dem Jahre 1848“, „Auf rother Erde“ und Stahrs „Die preußische Revolution“. Lewald begegnet Heinrich Heine, beide schließen Freundschaft mit illustren Zeitgenossen wie Franz Liszt und Carl-Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach und gehen auf Reisen nach Hamburg, Helgoland und Westfalen. Und Fanny Lewald schmiedet Pläne für eine weitere Reise, nach England.
Ein Leben auf dem Papier
Fanny Lewald und Adolf Stahr. Der Briefwechsel 1846 bis 1852
Band 2: 1848/49
Herausgegeben von Gabriele Schneider und Renate Sternagel
Vormärz-Archiv Band 4
2015
845 Seiten
gebunden
ISBN 978-3-8498-1104-4
Zu Band 1 siehe hier: Lewald / Stahr. Ein Leben auf dem Papier. Der Briefwechsel 1846 bis 1852. Bd. 1
- Vorwort zum zweiten Band
- Briefe 1848
- I. Von Weihnachten 1847 bis Ende Februar 1848
Fanny Lewald und Adolf Stahr in Oldenburg
Das Experiment
- II. Von Ende Februar bis Ende März 1848
Fanny Lewald in Bremen, Düsseldorf, Köln, Paris – Adolf Stahr in Oldenburg und Bremen
Zeugin großer Ereignisse
- III. Vom 1. April bis 23. Juni 1848
Fanny Lewald und Adolf Stahr in Berlin
Hektische Wochen
- IV. Von Ende Juni bis Mitte Juli 1848
Fanny Lewald in Berlin – Adolf Stahr in Berlin, Düsseldorf, Oldenburg
Familienzwist und Stellensuche
- V. Von Mitte Juli bis Anfang Oktober 1848
Fanny Lewald in Hamburg, Groß Brütz, Helgoland, Hamburg – Adolf Stahr in Oldenburg
Austern, Senatoren, Bataviana und die Maultrommel von Justinus Kerner
- VI. Vom 10. bis 19. Oktober 1848
Fanny Lewald in Köln und Frankfurt – Adolf Stahr in Oldenburg
Paulskirchentage
- VII. Vom 20. Oktober bis 6. November 1848
Fanny Lewald in Weimar und Dresden – Adolf Stahr in Oldenburg
Neue Freunde und der Tod einer Liaison
- VIII. Vom 7. November 1848 bis zum Jahresende
Fanny Lewald in Berlin – Adolf Stahr in Oldenburg
Abschied von den politischen Hoffnungen
- Briefe 1849
- IX. Von Anfang Januar bis Ende Februar 1849
Fanny Lewald in Berlin – Adolf Stahr in Oldenburg
A Room of One’s Own
- X. Von Anfang März bis Anfang Juni 1849
Fanny Lewald und Adolf Stahr in Berlin
Intermezzo dolce
- XI. Von Anfang Juni bis Anfang August 1849
Fanny Lewald in Berlin und Pyrmont – Adolf Stahr in Oldenburg
Provinzidylle
- XII. Von Anfang August bis Ende September 1849
Fanny Lewald und Adolf Stahr in Hamburg und auf Helgoland
Inselfreuden
- XIII. Von Ende September bis zum Jahresende 1849
Fanny Lewald in Berlin – Adolf Stahr in Oldenburg
Zerwürfnisse und Versöhnungen
- Anhang
- 1. Adolf Stahr: Lied von Robert Blum
- 2. Otto Lewald an Fanny Lewald
- 3. Aus Karl August Varnhagen von Enses Tagesblättern
- 4. August Varnhagen von Ense an Fanny Lewald
- 5. Fanny Lewald an August Varnhagen von Ense
- 6. Karl August Varnhagen an Ludmilla Assing
- 7. Aus Karl August Varnhagen von Enses Tagesblättern
- Briefliste
- Abbildungen
- Auswahlbibliographie zu den in Band 2 genannten Werken
- Personenregister
- Werkregister
- Bildquellen
- Danksagung
Gabriele Schneider, Germanistin und Anglistin, hat über Fanny Lewald promoviert (Vom Zeitroman zum „stylisierten Roman“: Die Erzählerin Fanny Lewald). Sie ist Autorin einer Biographie Fanny Lewalds (Fanny Lewald), einer Edition von Briefen Fanny Lewalds an Johann Jacoby (Freundschaftsbriefe an einen Gefangenen) sowie zahlreicher Aufsätze. Sie arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Historisch-kritischen Heinrich-Heine-Ausgabe.
Renate Sternagel ist Historikerin und Germanistin. Sie verbrachte 20 Jahre in Indonesien und Japan, wo sie am Goethe-Institut und als Lektorin arbeitete. Ihr besonderes Interesse gilt den Schriftstellerinnen des Vormärz, neben Fanny Lewald Therese von Bacheracht („Heute werde ich Absonderliches sehen“. Briefe aus Java 1850-1852), sowie der holländischen Kolonialgeschichte (Der Humboldt von Java. Leben und Werk des Naturforschers Franz Wilhelm Junghuhn 1809-1864).
Leseprobe: 9783849811044.pdf
Der zweite Band der Lewald-Stahr-Briefausgabe besticht wieder durch eine überbordende Quellenfülle, die jene des ersten opulenten Bandes sogar übersteigt. […] Hervorzuheben ist erneut die kenntnisreiche und prägnante Einzelkommentierung, die sich auch auf Personen aus der Peripherie erstreckt, wo keine Wikipedia-Recherche weiterführen würde. […] Der Briefwechsel der Jahre 1848 und 1849 vermittelt in seiner Komplexität sehr viele neue Erkenntnisse, zunächst natürlich in biografischer Hinsicht. […] Mit einer besonderen Erwartungshaltung liest man die Reisebriefe aus dem revolutionären Paris […] In einer die disparatesten Eindrücke amalgamierenden Atemlosigkeit vorgetragen, wird das begierige Aufsaugen aller verfügbaren Informationen verdeutlicht, das Eintauchen in eine einzigartige Aufbruchsstimmung, das hautnahe Miterleben von revolutionären Aktionen, auch im Bereich der Kultur, und die Begeisterung für die sozialrevolutionäre Dynamik der Umwälzungen. […]
[D]ie nun zugänglichen brieflichen Tagesberichte aus Frankfurt und der Nationalversammlung in der Paulskirche [vermitteln] noch ungefilterte, aber von analytischer Schärfe bestimmte Einblicke in den politischen Gärungsprozess nach den September-Unruhen und in die Konfrontation der Fraktionen. […] Von besonderer Dichte und Eindringlichkeit sind dann die Briefe aus den verschiedenen Phasen der Gegenrevolution, des Zusammenbruchs der im Zuge der Märzrevolution errungenen freiheitlichen Strukturen. […] Die Auswahl der Briefe von Adolf Stahr verhilft in diesem Band zu einer deutlicheren Konturierung seines politischen Profils. Ihm gelingen immer wieder brillante aktuelle Analysen […]
Als Medium des Austauschs zu grundlegenden ästhetischen Fragen werden die Briefe von beiden Partnern intensiv genutzt.
Mit dem vorgelegten zweiten Band festigt sich die herausragende Bedeutung der Edition für die Durchdringung und die Vergegenwärtigung einer zentralen Phase europäischer Geschichte in ihrer politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Vielschichtigkeit.
Ariane Neuhaus-Koch in „Heine Jahrbuch“ 55 (2016)
[...] diese Texte [erzählen] aus den Revolutionsjahren unter den zumeist getrennten Lebensbereichen des Paares in der Tat revolutionäre Ereignisse sowohl aus dem intimen wie aus dem politischen Bereich, und zwar, so weit wie möglich und dienlich, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Im Gegenteil! Denn beide Welten des individuellen und öffentlichen Lebens hängen auf unentwirrbare Weise zusammen und beeinflussen sich. Stahr und Lewald gehören zu den ernst zu nehmenden Befürwortern und Beobachtern der demokratischen Bewegung.
Joseph A. Kruse in „Jahrbuch Forum Vormärz Forschung" 22 (2016)
[...] Abschließend lässt sich sagen, dass die Editorinnen mit dem rezensierten Band sowie der Gesamtedition „Ein Leben auf dem Papier“ eine Lücke in der Forschung zu Fanny Lewald und Adolf Stahr schließen. Die Korrespondenz ist ein wichtiges Zeugnis des Lebens zweier Schriftsteller im 19. Jahrhundert und dokumentiert den literarischen Prozess von der Werkkonzeption zur Verlagsfindung bis hin zur Veröffentlichung. Die Briefe spiegeln darüber hinaus den Wandel gesellschaftlicher Konventionen der Zeit wider. Die wachsende finanzielle und häusliche Unabhängigkeit von Frauen wird in der Briefschreiberin Fanny Lewald ebenso verkörpert wie der zunehmende Wunsch nach politischer Partizipation, was gerade in den Schilderungen des Revolutionsgeschehens deutlich wird. Der literatur- und kulturhistorische Wert der Korrespondenz lässt sich wohl am besten mit den Worten seiner Protagonistin zusammenfassen: „Was für Menschen, Zelebritäten, Bücher sind durch diese Blätter, die Tagebücher sind, gegangen!“ (25.7.1848, S. 183)
Frederike Neuber in „Editionen in der Kritik IX“ (Berliner Beiträge zur Editionswissenschaft, 2017)
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