Der private Briefwechsel des Schriftstellerpaares Fanny Lewald (1811-1889) und Adolf Stahr (1805-1876) aus den Jahren 1846-1852 schließt eine Lücke in der Vormärzforschung. Die fast 900 Briefe, bisher nur in kleinen Teilen publiziert, sind eine hochrangige Quelle für Verlauf, Vor- und Nachgeschichte der Revolution von 1848 und das kulturelle Umfeld dieser Jahre.
Der erste Band (Briefe 1846/47) dieser dreibändigen Edition zeigt den Beginn der Lebens- und Arbeitsgemeinschaft des Paares, die Professionalisierung Lewalds als erfolgreiche Schriftstellerin, gibt Einblick in ihre variationsreiche literarische Produktion (Italienisches Bilderbuch, Diogena, Prinz Louis Ferdinand) und dokumentiert die aufgeheizte Stimmung in Preußen zur Zeit des ersten Vereinigten Landtags, die zu den Umwälzungen von 1848 führen wird.
Ein Leben auf dem Papier
Fanny Lewald und Adolf Stahr
Der Briefwechsel 1846 bis 1852
Band 1: 1846/47
Herausgegeben von Gabriele Schneider und Renate Sternagel
Vormärz-Archiv Band 2
2014
ISBN 978-3-8498-1046-7
668 Seiten
gebunden
Zu Band 2 siehe hier: Lewald und Stahr. Ein Leben auf dem Papier. Der Briefwechsel 1846 bis 1852. Bd. 2
Gabriele Schneider, Germanistin und Anglistin, hat über Fanny Lewald promoviert (Vom Zeitroman zum „stylisierten Roman“: Die Erzählerin Fanny Lewald). Sie ist Autorin einer Biographie Fanny Lewalds (Fanny Lewald), einer Edition von Briefen Fanny Lewalds an Johann Jacoby (Freundschaftsbriefe an einen Gefangenen) sowie zahlreicher Aufsätze. Sie arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Historisch-kritischen Heinrich-Heine-Ausgabe.
Renate Sternagel ist Historikerin und Germanistin. Sie verbrachte 20 Jahre in Indonesien und Japan, wo sie am Goethe-Institut und als Lektorin arbeitete. Ihr besonderes Interesse gilt den Schriftstellerinnen des Vormärz, neben Fanny Lewald Therese von Bacheracht („Heute werde ich Absonderliches sehen“. Briefe aus Java 1850-1852), sowie der holländischen Kolonialgeschichte (Der Humboldt von Java. Leben und Werk des Naturforschers Franz Wilhelm Junghuhn 1809-1864).
Leseprobe: 9783849810467.pdf
Abschließend gilt es festzuhalten: Wenn raumgreifende und beharrliche Forschungsleidenschaft wie im Falle von Gabriele Schneider und Renate Sternagel sich mit einem wissenschaftlich so profilierten Verlag wie dem Aisthesis Verlag zu einem ambitionierten Projekt zusammenschließen, dann kann ein solches Juwel einer Briefedition entstehen, wie wir es mit dem ersten Band des bis zum Jahr 1852 auf drei Bände projektierten Lewald-Stahr-Briefwechsels vorliegen haben.
Ariane Neuhaus-Koch in „Heine Jahrbuch“ 54 (2015)
Eine wichtige Auswahl ihrer Briefe, wovon der erste opulente Band auf 600 Seiten mit über 260 dargebotenen Zeugnissen […] aus den zwei Jahren 1846/47 ein beunruhigendes Fanal der Emanzipation zumal der deutlicher und öfter zu vernehmenden Lewald bildet, wird in einer drei Bände umfassenden Ausgabe von kundiger Hand in der Weise von Quellengliederung wie -darbietung einer exzeptionellen biographischen Phase ausgebreitet. Die Edition wird zweifellos die in der Selbstcharakteristik dieses privaten Briefwechsels durch den Verlag und die Herausgeberinnen beklagte Lücke innerhalb der Vormärzforschung schließen. […] Die Briefe belegen die Nöte und Alltäglichkeiten innerhalb einer schwer zu beherrschenden Verwirrung der Gefühle und deren systematische Idealisierung, die Hintergründe und Obsessionen, die politischen Verhältnisse und familiären wie lebensnotwendigen Kleinigkeiten bis hin zu Einkäufen und Regelungen unter den Lewald’schen Geschwistern. […] Solcher Mehrwert an Teilnahme und Einsicht hat es denn aber wirklich in sich und rechtfertigt den Aufwand. […] In einem Wortspiel möchte man hinzufügen, dass das in langen Trennungen tatsächlich meist auf dem Papier sich abspielende Leben der beiden Autoren dennoch keineswegs papieren ausgefallen ist!
Joseph A. Kruse in „Jahrbuch Forum Vormärz Forschung“ (2014)
Vormärz-Archiv Band 2