Der vorliegende Band enthält Herweghs Prosatexte aus der Zeit nach 1848 bis zu seinem Tode 1875. Mit wenigen Ausnahmen und abgesehen von den Einleitungen zu seinen Shakespeare-Übersetzungen, die in den mehrfach aufgelegten beiden Ausgaben von Friedrich Bodenstedt eine beachtliche Verbreitung fanden, sind diese Texte zuerst in Zeitungen und Zeitschriften erschienen. Der Hauptteil entfällt dabei auf das „Zürcher Intelligenzblatt“, dessen Bedeutung und Bekanntheit aber wohl kaum über die Grenzen der Schweiz hinausreichten. Andere Beiträge oder Stellungnahmen finden sich im „Nordstern“, einer der frühen und seltenen Zeitungen der entstehenden Arbeiterbewegung, in der „Deutschen Monatsschrift“ von Adolf Kolatschek, der sicher eine gewichtigere Rolle zukommt, die aber allein schon aufgrund Verfolgung und alsbaldigen Verbots eine Rarität blieb. Einzig die Korrespondenzen in der „Neuen Zürcher Zeitung“, der bereits im 19. Jahrhundert überregionale Bedeutung zukam, könnten bekannter geworden sein. Die übrigen, meist einzelne Publikationen, fanden ihre erste Veröffentlichung im „Tagblatt der Stadt Zürich“, in der „Deutschen Allgemeinen Zeitung“, der „Berliner Reform“, der „Neuen Frankfurter Zeitung“ von Leopold Sonnemann, dem „Orion“, einer von Adolf Strodtmann besorgten Monatsschrift für Literatur und Kunst, in der Wiener „Tages-Presse“ und schließlich in der „République française“, einem Organ Léon Michel Gambettas.
Georg Herwegh
Prosa 1849-1875
Bearbeitet von Ingrid und Heinz Pepperle
Mitarbeit: Hendrik Stein
Band 4 der Werke und Briefe
Kritische und kommentierte Gesamtausgabe
Hrsg. von Ingrid Pepperle
in Verb. mit Volker Giel, Heinz Pepperle, Norbert Rothe und Hendrik Stein
2013
ISBN 978-3-89528-900-2
352 Seiten
Leinen
Ingrid Pepperle, Dr. phil., ist die maßgebliche Herwegh-Forscherin der letzten Jahrzehnte. Sie lebt als Literaturwissenschaftlerin in Berlin.
Infos zu Georg Herwegh und seinen Werken finden Sie hier:
georgherwegh-edition.de
[...] Eine vorbildliche Edition, die Voraussetzungen für ein angemessenes Verständnis des Dichters schafft. [...] Herweghs späte Prosa bietet wertvolle Einblicke in Zeitkontexte aus der Sicht eines demokratischen Republikaners. Sie liefert zudem Beispiele eines sprachlich pointierten, engagierten Journalismus, wie er heute rar geworden ist.
Christine Weckwerth in „Neues Deutschland“ (9. bis 13.10.2013, Messebeilage)
[...] Im Apparat des vierten Bandes stellen die BandbearbeiterInnen Ingrid und Heinz Pepperle sowie Hendrik Stein wie in den bereits erschienenen Bänden einen in Umfang und Inhalt ausgewogenen Kommentar zu Verfügung. Aufgrund der jahrzehntelangen Beschäftigung mit dem Dichter, die als geballte Kompetenz dahinter steht, gelingt es mit sicherer Hand, erläuterungswürdige Stellen in den Artikeln, Korrespondenzen und politischen Stellungnahmen auszumachen und den Leser mit präzisen, mit der erforderlichen Akribie recherchierten Informationen zu versorgen. Auch bei komplizierten historischen oder biographischen Hintergründen kommen die Erläuterungen mit einer gewissen Leichtigkeit daher, lassen dabei aber den erforderlichen Tiefgang nicht vermissen. [...] Nach wie vor gibt es nur zu einigen wenigen Autorinnen und Autoren des Vormärz verlässliche Editionen, eine Lücke, die die seit 2006 erscheinende »Kritische und kommentierte Gesamtausgabe« der Werke und Briefe Georg Herweghs in hervorragender Weise zu schließen hilft.
Bernd Füllner in „Heine-Jahrbuch 2013“
Der neueste Band der maßgebenden Edition zu Georg Herwegh führt den Nutzer auf Seitenpfade der Literaturgeschichte. Es handelt sich um 80 Arbeiten aus dem Gebiet der Publizistik und Essayistik der Nachrevolutionszeit, denen die Bearbeiter sicher H.s Autorschaft zuweisen konnten. [...] Die chronologisch nach dem Entstehen bzw. Erscheinen dargebotenen Texte enden 1871 mit den gedruckten und ungedruckten Korrespondenzberichten H.s für die „République Francaise“, Kommentar und Register erschließen die Texte erstmals in ihrer Tiefe.
Thomas Lindenberg in „Germanistik“ (2013, Heft 1-2)
[…] [Der] editorische Anspruch [der] kritischen und kommentierten Gesamtausgabe der Werke und Briefe Georg Herweghs ist mit den vier Grundsätzen bezeichnet: Vollständigkeit, Rückgriff auf die Handschriften, diplomatisch getreuer Text, wissenschaftlicher Kommentar. Die Anfänge dieses ambitionierten und schon bis jetzt mit viel Anerkennung bedachten Unternehmens datieren noch aus der Zeit vor 1989 […]. Mit der Edition des nach 1848 erschienenen publizistischen Werkes erschließt sich nun insgesamt, was sich schon im Briefwerk (1849-1875) deutlich erkennbar abzeichnete, die Tatsache nämlich, dass Georg Herwegh nach der Revolution von 1848/49 in seinen politischen Ansichten und seinem Engagement keineswegs nachließ bzw. gar resignierte. […]
Peter Stein in „Jahrbuch Forum Vormärz Forschung“ (2013)
Georg Herwegh: Werke und Briefe. Band 4
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