vergriffen
Die klaren und zugleich rätselhaft bleibenden Texte von Walter Benjamin sind auf sehr unterschiedliche Weise interpretiert worden. Diese unterschiedlichen Lesarten leben von einem änigmatischen Moment in Benjamins Texten, das greifbar und ungreifbar zugleich ist. Es ist daher angebracht, nach einer bestimmten Perspektive zu suchen, die die verschiedenen Momente seiner Theorie - messianische Geschichtsphilosophie, Ästhetik und Politik - im Blickfeld behält, dabei aber in der Bewegung stillzustehen versucht. Auf diese Weise wird es möglich, den Hintergrund, gleichsam den weißen Text, wahrzunehmen, von dem sich die schwarzen Buchstaben abheben und mit dem sie eine unsichtbare Sinneinheit bilden. Ein solcher Versuch soll hier anhand einer extremen und vernachlässigten Perspektive unternommen werden: von seiten der Astralmagie und der Melancholietheorie.
Wolfgang Bock
Walter Benjamin – Die Rettung der Nacht
Sterne, Melancholie und Messianismus
1999
474 Seiten
kartoniert
ISBN 3-89528-260-X
Wolfgang Bock, Dr. phil., habilitierte sich 1996 an der Universität Bremen, wo er von 1990 bis 2001 in den Fächern Germanistik, Kulturwissenschaft, Kunst und Pädagogik unterrichtete. Von 2001-2007 war er Hochschuldozent für Theorie und Geschichte der Visuellen Kommunikation an der Fakultät Gestaltung der Bauhaus-Universität Weimar. Zur Zeit arbeitet er als DAAD-Gastprofessor an der Staatlichen Universität von Rio de Janeiro (UNIRIO), Brasilien. Publikationen über Neue Mythologie, Postmoderne, Rechtsradikalismus, Bildungstheorie und Neue Medien. Zuletzt ist erschienen: „Medienpassagen. Der Film im Übergang in eine neue Medienkonstellation“, Bielefeld: Aisthesis Verlag 2006. Wolfgang Bock ist unter anderem Mitherausgeber der Zeitschrift für kritische Theorie.
[...] Die Stärke der Arbeit liegt in der Darstellung heilsgeschichtlichen Denkens neuplatonischer, jüdischer und antiker Herkunft, das eine Phase der Destruktion vor die Rettung setzt. So gelesen, erscheint das Passagen-Werk als eine „Zeitreise durch die Hölle zur möglichen Rettung“ unter dem Einfluß Saturns, dem B. die „Treue“ hält.
Andrea Gnam in: "Germanistik", 2000, Heft 3/4