Erstmals werden hier sämtliche von Rūdolfs Blaumanis selbst in deutscher Sprache verfassten Erzählungen publiziert ‒ zwei als Erstdrucke nach den Handschriften. Die 17 Texte spiegeln beispielhaft das breite Spektrum des Gesamtwerks des lettischen Schriftstellers wider: von der Dorfgeschichte des Realismus bzw. Naturalismus über die Künstlernovelle, impressionistische Skizzen aus Riga und neuromantische Jenseitsvisionen bis hin zur zaristische Repression anklagenden Briefnovelle. Der Lette Blaumanis erweist sich so als gewichtiger Mittler zwischen den Sprachen und Kulturen und Vertreter einer baltischen Moderne von gesamteuropäischer Relevanz.
Rūdolfs Blaumanis
Frost im Frühling
Die deutschsprachigen Erzählungen
Herausgegeben von Benedikts Kalnačs und Rolf Füllmann
2017
ISBN 978-3-8498-1256-0
325 Seiten
kartoniert
Der 1863 im damals russischen Gouvernement Livland geborene Rūdolfs Blaumanis (gestorben 1908 in einem finnischen Sanatorium) gilt als lettischer Schriftsteller von kanonischem Rang.
Benedikts Kalnačs, Prof. Dr., ist lettischer Literaturwissenschaftler, Leiter der Abteilung für Literatur am Institut für Literatur, Volkskunde und Kunst der Universität Lettlands (Riga) und Professor an der Universität Liepāja. Die Schwerpunkte seiner Forschung sind Studien zur lettischen sowie vergleichenden Literaturwissenschaft. Er ist Herausgeber und Autor von mehreren Büchern, darunter auch 20th Century Baltic Drama: Postcolonial Narratives, Decolonial Options (Aisthesis, 2016). Aufsätze zu Rūdolfs Blaumanis hat er u.a. in The Journal of European Studies, Interlitteraria und Letonica veröffentlicht.
Rolf Füllmann, PD Dr., ist Privatdozent und Lehrkraft für besondere Aufgaben am Institut für deutsche Sprache und Literatur 2 der Universität zu Köln. Seine Forschungs- und Publikationsschwerpunkte liegen im Bereich der Mode- und Symboltheorie, der interkulturellen Literatur- und Kulturgeschichte sowie Literaturdidaktik. Er publizierte international beachtete Einführungen und Darstellungen zur Novellengeschichte und -theorie. Aufsätze zu Rūdolfs Blaumanis hat er u.a. im Sammelband zu dessen 150. Geburtstag (2013), in Triangulum und Letonica veröffentlicht. Er ist Herausgeber der Blaumanis-Novelle „Im Schatten des Todes“ (hochroth, 2014).
Leseprobe: lp-9783849812560.pdf
Die Figuren in den Erzählungen von Rūdolfs Blaumanis stecken in existenziellen Zwickmühlen. Sie meinen die richtige Entscheidung zu treffen und entscheiden sich doch falsch. Es sind Parabeln, die die gesellschaftliche Moral ausloten und Gewissheiten des Zwischenmenschlichen infrage stellen. […] In seiner vielleicht berühmtesten Novelle „Der Schatten des Todes“ von 1899 entwickelte Blaumanis das Modell einer zwar nicht demokratischen, aber gerechteren Gesellschaft. In der Novelle, die in Lettland Schulstoff ist, geht es um vierzehn Fischer, die hilflos auf einer Eisscholle im Meer treiben. […] Blaumanis' Fischer etablieren im Angesicht des Todes zivilisatorische Grundwerte. Sie organisieren sich gegen den Tod, indem sie sich solidarisieren. […] Angesichts heutiger Grausamkeiten im Überlebenskampf wirkt [diese Geschichte] fast wie eine Utopie.
Antje Rávic Strubel in „Deutschlandfunk: Büchermarkt“ (11.12.2017)
Die vollständige Rezension: http://www.deutschlandfunk.de/rudolfs-blaumanis-frost-im-fruehling-begruender-der.700.de.html?dram:article_id=402231
[...] Dieser Band aus dem AISTHESIS Verlag ist eine Entdeckung, hebt er nicht nur den Schleier zu einer untergegangenen Welt, sondern auch zu einer hierzulande noch nicht so vielbeachteten Kultur. [...]
In „Scherben sammeln“ (9. April 2018)
Zur kompletten Rezension: https://scherbensammeln.wordpress.com/
Es ist wichtig, dass seine [Blaumanis'] deutschsprachigen, für die damals aktuelle Zeitgeschichte sowie für die Kultur-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte Lettlands so aussagekräftigen Erzählungen als früher lettischer Beitrag zur Weltliteratur nun leicht [...] zugänglich sind. Sie sind spannend zu lesen und liefern einen schriftstellerisch verarbeiteten, oftmals dramatischen, mitunter auch humoristischen Zugang zu den politisch-sozialen Umwälzungen Lettlands der Jahrhundertwende.
Jan Lipinsky in „Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung“ (67/2018)
Da geht es um Mord und Totschlag auf dem Dorfe, um unglückliche Liebe, aber auch um den Weihnachtszauber in der alten Hansestadt Riga. Eindringlich schildert der lettische Schriftsteller Blaumanis, den in seiner Heimat jedes Kind kennt, die Welt der Menschen um 1900 in Stadt und Land, unter Letten und unter Deutschbalten. Auch die Konflikte zwischen den beiden Volksgruppen werden nicht ausgespart, z. B. wenn es um einen Rechtsstreit zwischen einem Baron und seinem Pächter geht, der beinahe in einen Flächenbrand ausartet. Einen regelrechten Überlebenkampf liefern sich dagegen Fischer, die auf einer vom Ufer losgelösten Eisscholle hilflos auf der Ostsee treiben. Wer die baltische Welt und ihre Seele kennen lernen oder einfach nur einen hochinteressanten Lesestoff möchte, der wird bei dem zweisprachigen Erzähler Rudolfs Blaumanis bestens bedient. Sehr informativ finde ich auch den Kommentarteil und die Erläuterungen des Erzählbandes.
Kundenrezension bei „amazon“ (Januar 2018)
https://www.amazon.de/Frost-Fr%C3%BChling-Die-deutschsprachigen-Erz%C3%A4hlungen/dp/3849812561/ref=sr_1_3?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&keywords=blaumanis&qid=1568904955&s=gateway&sr=8-3#customerReviews
[...] Rudolfs Blaumanis gehört zu den kanonischen Autoren der lettischen Literatur. Dieser Band - mit den wertvollen Handreichungen der Herausgeber - verschafft dem Leser nicht nur eine Zeitreise, sondern auch das Gefühl dafür, warum Blaumanis diese Verehrung entgegengebracht wird.
Martin Pabst in „Deutsch-Baltisches Jahrbuch“ (Band 67, 2019)
Rūdolfs Blaumanis gehört zu den kanonischen Autoren der lettischen Literatur. Dieser Band - mit den wertvollen Handreichungen der Herausgeber - verschafft dem Leser nicht nur eine Zeitreise, sondern auch ein Gefühl dafür, warum Blaumanis diese Verehrung entgegengebracht wird.
Martin Pabst in „Deutsch-Baltisches Jahrbuch“ (Band 67 / 2019)
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