Lobpoesie: der Begriff ist keine Gattungsbezeichnung; die Lobdichter bedienen sich, Lorbeerkränze und Palmenzweige verleihend, verschiedener Gattungen. Lobpoesie meint auch mehr als eine thematische Ausrichtung innerhalb der Lyrik. Und der für das Lob im Alltag passende Begriff des Sprechakts wird ihrer Komplexität nicht gerecht. Aber es gibt die Lobpoesie seit Jahrtausenden und in vielen Kulturen, und oft gehört sie zum Kernbestand der lyrischen Produktion.
Mit einer Auswahl von Lobdichtungen aus dem deutschsprachigen Kulturraum wird in diesem Buch die Vielfältigkeit des poetischen Lobs illustriert, die mit einem auffallenden Traditionsbewusstsein einhergeht. Nicht nur bedeutende neulateinische Dichter wie Conrad Celtis und Jacob Balde, sondern auch Lobdichter der Goethezeit stehen in der Nachfolge von Pindar und Horaz, und das gilt ebenso für einen Großteil der geistlichen Lobdichtung, die sich allerdings vor allem am biblischen Lob orientiert. Artistisch-konstruktiver Formwille dominiert seit eh und je die Lobpoesie, die sich gern selbst zum Thema macht und in ihrer Artifizialität nicht selten als Paradigma von Dichtung überhaupt verstanden wird.
Johannes Anderegg
Lorbeerkranz und Palmenzweig
Streifzüge im Gebiet des poetischen Lobs
Mit einem Beitrag von Konrad Schmid
2015
978-3-8498-1076-4
295 Seiten
kartoniert
Johannes Anderegg, Dr. phil., Dr. theol. h.c., em. o. Professor für deutsche Sprache und Literatur an der Universität St. Gallen. Autor von Büchern zur Literaturtheorie, zur literarischen Ästhetik und zur Literatur der Goethezeit. Bei Aisthesis erschien 1999 der von ihm und Edith Anna Kunz herausgegebene Band Kulturwissenschaften. Positionen und Perspektiven und 2010 der Band Transformationen. Über Himmlisches und Teuflisches in Goethes Faust.
[...] Andereggs Durchgang durch die Geschichte poetischen Lobs in der deutschen Literatur überzeugt durch seine flüssige Lesbarkeit, durch die Solidität der Quellensammlung und durch die literarische Wichtigkeit seiner Thematik. [...]
Dirk Werle in „Das Achtzehnte Jahrhundert“ (2016, Heft 2)
[...] Anderegg unternimmt [...] einen ehrenwerten Streifzug durch die Literaturgeschichte des poetischen Lobs und wirft damit einen überraschenden und erhellenden Blick in die Kulturgeschichte: vom philosophischen Sportlerlob der alten Griechen über die Kirchenkritik der Renaissance bis zur romantischen Naturpoesie. [...]
Hansruedi Kugler in „St. Gallener Tagblatt“ (12.12.2016)
[...] Man folgt Anderegg auf seinen Streifzügen mit Vergnügen, dankbar für kundige und erhellende Belehrung, für eine unaufgeregte Betrachtung zum Wesen der Dichtung und die klare, auf jegliches Imponiervokabular verzichtende Sprache. [...]
Hans Rudolf Vagel in „Goethe Yearbook“ (2017)
[...] Anderegg’s book is a trailblazing study on the tradition of the poetry of praise from the sixteenth to the twentieth century, a comprehensive effort that, so far, had not yet been undertaken.
Paul Gebhardt in „Monatshefte“ (No. 4, 2018)
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