Im 19. Jahrhundert entsteht eine überaus große Vielfalt an neuen Unterhaltungskulturen, über die Freizeit- und Luxusgüter unterschiedlicher Art aus ihren exklusiven ständischen Bindungen mehr und mehr entlassen werden. Neue Formen des Konsums überwinden dabei nicht nur die Bedürfnisnatur des Menschen, sondern im Anspruch aller Menschen auf Unterhaltung wird diese selbst gesellschaftsfähig. Unterhaltung setzt modische Trends, prägt unterschiedliche Lebensstile und akkumuliert symbolisches Kapital für Teilnehmer und Teilnehmerinnen. In diesen Prozessen setzt sich allmählich die moderne Auffassung von Unterhaltung durch, die in ganz unterschiedliche Praktiken und Programmen zum Zuge kommt. Der vorliegende Band geht diesen Phänomenen in ausgewählten Beispielen nach. Der historische Schwerpunkt liegt auf der Zeit zwischen dem Ende des 18. und der Mitte des 19. Jahrhunderts und nimmt so den ersten take off von Unterhaltung als einem Phänomen der Moderne in den Blick. Artefakte, Medien, Spiele, Geselligkeiten zeigen den Inszenierungswert von Unterhaltung, pädagogische und anthropologische Konzepte, Kunst- und Kulturkritik konzentrieren sich auf den symbolischen Mehrwert von Unterhaltung, wo Lust und Vergnügen eine Allianz mit Freizeit und Konsum eingehen.
Anna Ananieva / Dorothea Böck / Hedwig Pompe (Hgg.)
Geselliges Vergnügen
Kulturelle Praktiken von Unterhaltung im langen 19. Jahrhundert
2011
ISBN 978-3-89528-819-7
353 Seiten, 14 Abb.
kartoniert
Anna Ananieva, geboren 1975, Dr. phil., Forschungsstipendiatin an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz.
Dorothea Böck, geboren 1950, Dr. phil., Publizistin und Editorin in Berlin, Wiss. Mitarbeiterin am Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft der Universität Bonn im DFG-Forschungsprojekt „Von der ‚Aufklärung‘ zur ‚Unterhaltung‘“ (2007-2010).
Hedwig Pompe, PD Dr. phil., Wiss. Mitarbeiterin am Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft der Universität Bonn.
Leseprobe: 9783895288197.pdf
[…] ein schöner, sehr anregender Band, der in der Auseinandersetzung mit neuen Formen des Konsums nicht zuletzt auch zeigt, wie im Anspruch aller Menschen auf Unterhaltung diese selbst gesellschaftsfähig wird und durch sie mehr und mehr modische Trends gesetzt und unterschiedliche Lebensstile geprägt werden. […]
Holger Boning in „Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte“ (2011)
[…] [ein] im Gesamten überaus gelungene[r] Sammelband[] zum faszinierenden Thema Unterhaltung und Geselligkeit im 19. Jahrhundert […]. Hoch anzurechnen ist hierbei vor allem die Tatsache, dass sich die darin versammelten Beiträge nicht ausschließlich mit Literatur befassen, sondern in einem interdisziplinär angelegten Forschungsfokus auch andere Bereiche von Unterhaltung und Geselligkeit wie beispielsweise jene der Gartenkultur oder der weiblichen Handarbeiten behandeln. Das Resultat ist ein umfangreiches und äußerst informatives Gesamtbild über die vielfältigen Unterhaltungsmodalitäten des 19. Jahrhunderts, die allesamt im Dienste der bürgerlichen Emanzipation standen.
Barbara Tumfart in „Forum Vormärz Forschung. Jahrbuch 2011“
[…] der Sammelband [leistet] einen wichtigen Beitrag zur Geschichte der Unterhaltung. Er richtet den Blick auf ein Phänomen, das auch heute noch oft genug marginalisiert oder mit Unbehagen betrachtet wird. Die verschiedenen Beispiele erweitern die Vorstellung dessen, was als Unterhaltung betrachtet wird. […]
Thomas Bitterlich in „literaturkritik.de“ (Juli 2012)