Das Buch ist vergriffen!
Die Utopie als literarische Gattung sieht sich im 20. Jahrhundert angesichts der postmodernistischen Forderung nach einem radikal pluralistischen Denken mit einem Legitimationsproblem konfrontiert. Der weit verbreiteten Auffassung, der Postmodernismus habe den ‚Tod‘ der Utopie besiegelt, wird von Judith Leiß im vorliegenden Buch jedoch entschieden widersprochen. Den Abgesängen stellt sie die These von der Herausbildung einer neuen Spielart der literarischen Utopie entgegen, die als Ergebnis einer konstruktiven Rezeption des postmodernistischen Denkens innerhalb der utopischen Tradition verstanden wird.
In diesem neuen Subgenre der Utopie, das im kreativ-anverwandelnden Rückgriff auf ein bekanntes kulturphilosophisches Konzept ‚Heterotopie‘ genannt wird, manifestiert sich das postmodernistische Pluralitätspostulat als literarisches Gestaltungsprinzip. Wie anhand von Romanbeispielen aus verschiedenen Literaturen aufgezeigt wird, stellt die Heterotopie mit Blick auf die Totalitarismusvorwürfe, welchen sich die Utopie insbesondere seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges in zunehmendem Maße ausgesetzt sieht, eine neue Stufe der innerliterarischen Reflexion dar.
Judith Leiß
Inszenierungen des Widerstreits
Die Heterotopie als postmodernistisches Subgenre der Utopie
2010
ISBN 978-3-89528-768-8
297 Seiten
kartoniert
Judith Leiß, Jahrgang 1977, studierte Germanistik, Anglistik, Philosophie und Erziehungswissenschaften an der Universität zu Köln, wo sie 2009 promovierte.
Leseprobe: 9783895287688.pdf
[...] Die Arbeit ist [...] scharfsinnig, ihre Festlegungen und Unterscheidungen sind diffizil, daher für den Literaturwissenschaftler sicherlich sehr anregend [...].
Franz Rottensteiner in „Quarber Merkur“ (111, 2010)
[...] [Leiß] plausibilisiert nicht nur, „dass zwischen postmodernistischem und utopischem Denken insofern eine Affinität besteht“, als ersteres „Ausdruck des Engagements für eine nicht realisierte, aber wünschenswerte gesellschaftliche Verfasstheit“ und „selbst utopisch“ ist, sondern auch, „dass eine postmodernistische Haltung individuelle Positionierungen keineswegs verhindert und auch deren Verbindlichkeit nicht mindert“. Mehr noch: Folgt man Leiß, so verlangt eine postmodernistische Haltung geradezu nach einer solchen Positionierung.
Rolf Löchel in „literaturkritik.de“ (9/2010)
Die vollständige Rezension: http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=14691
[...] Die gute Lesbarkeit ihrer Arbeit beruht im Wesentlichen darauf, dass Leiß in kleinen Schritten die ihrem Heterotopie-Konzept zu Grunde liegenden theoretischen Diskussionen nachzeichnet und daraus eine eindeutige Begrifflichkeit ableitet. [...] In der Sache [...] leistet Leiß eher eine sehr praktikable und leserfreundliche Deduktion als eine simplifizierende Reduktion. [...]
Torsten Erdbrügger in „KulturPoetik“ (Bd. 11,2; 2011)
[...] Judith Leiß hat offensichtlich keine Angst vor großen, diffusen Wissenschaftsfeldern, denn sie stellt der Utopie in ihrer Dissertation Inszenierungen des Widerstreits mit der Postmoderne respektive dem Postmodernismus zwei noch schwammigere Begriffe - sie selbst spricht von »Begriffsmonstern« - zur Seite. Leiß' Interesse gilt der Heterotopie, die sie als postmodernistische Ausprägung der Utopie versteht. [...] Leiß gelingt es [...], ihre Fragestellung in handhab- und nachvollziehbare Kategorien zu fassen, da sie ihre zentralen Konzepte primär als formale versteht, die sich an konkreten Merkmalen im Text festmachen lassen. [...] [Leiß'] Untersuchung hat [...] zum Ziel zu klären, ob und wie sich postmodernistische Schreibweisen in der Tradition der Utopie niedergeschlagen haben. Dass es für diese Spielart der Utopie, die erst einmal wie eine Contradictio in Adjecto erscheint, tatsächlich Beispiele gibt, dürfte sie mit ihrer sorgfältigen Untersuchung belegt haben [...]
Simon Spiegel in „IASLonline“ (4. August 2012)
Die vollständige Rezension: http://www.iaslonline.de/index.php?vorgang_id=3610