1 Ergebnis |
Rilke hat sein Werk immer durch eine doppelte und widersprüchliche Bestimmung entwickelt. In den verschiedenen Bänden, Zyklen und außerzyklischen Werken hat er offensichtlich danach getrachtet, jeweils voneinander stark abweichende oder auch gegensätzlich vorgestellte Gestalten hervorzubringen. Er selbst hat indessen bereits in einem relativ frühen Brief (14. Februar 1907 an Stefan Zweig) geäußert, daß er „so sehr Eines und immer wieder dieses Eine zu sagen hätte“. Auch haben Exegeten den Satz geprägt, wonach Rilke stets das eine und dasselbe Gedicht neu geschrieben habe. Im vorliegenden Buch wird Rilkes Werk der Jahre des langen Überganges von 1908 bis 1922 aufgrund dieser widersprüchlichen Bestimmung ausgelegt In einzelnen Kapiteln werden die großen Kompositionen: Requiem-Zyklus, Malte-Roman, Marien-Zyklus wie auch außerzyklische Gedichte, die als paradigmatisch gelten können, einzeln erörtert; andere Kapitel sind den philosophischen, kunstgeschichtlichen und biographischen Anregungen gewidmet, die die Wendung herbeigeführt haben. In den unterschiedlich geführten Analysen wird aber konsequent die Frage gestellt, wie Rilke von den äußerst geschlossenen und dinglich gefaßten Neuen Gedichten zu den äußerst offenen persönlich gefaßten Elegien gekommen ist, d.h., wie er durch völlig ungleiche Kompositionen immer das „eine“ Wort, das eine und dasselbe poetische Gestaltungsprinzip geändert und zugleich bewahrt hat.
Peter Por
„Zu den Engeln (lernend) übergehen“
Der Wandel in Rilkes Poetik zwischen den Neuen Gedichten und den Spätzyklen
2005
ISBN 978-3-89528-522-6
356 Seiten
kartoniert
Peter Por (1940) hat in Ungarn studiert und seine Laufbahn begonnen. Zwischen 1979 und 1983 hat er in Siegen gelehrt und sich dort habilitiert. Seit 1983 lebt er in Frankreich und ist Mitarbeiter des Centre National de la Recherche Scientifique. – Interessensgebiete: Theorie und Geschichte der Stilepochen; die Entwicklung der europäischen Lyrik zwischen dem Symbolismus und der Avantgarde, insbesondere Apollinaires und Rilkes Œuvre und die Literatur des Fin de siècle. Er hat zehn Bücher veröffentlicht. Letzte Publikationen: Die orphische Figur: zur Poetik von Rilkes „Neuen Gedichten“, C. Winter, Heidelberg, 1997. Voies hyperboliques. Figures de la création poétique des Lumières à la modernité, Champion, Paris, 2003.
[...] [Dieses] anregend geschriebene Werk [ist] nur mit Gewinn für jeden zu lesen, der sich mit Rilke beschäftigt und auch einen Überblick über die wichtigsten Werke der Sekundärliteratur gewinnen will.
Jessica Wilker in „Germanisch-Romanische Monatsschrift“ (4/2006, erschienen April 2008)
1 Ergebnis |